Schock-Zahlen! Angesichts des aggressiven Verhaltens Russlands wird in Deutschland heftig über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Eine Studie des Ifo-Instituts im Auftrag des Bundesfinanzministeriums zeigt, dass dies enorme wirtschaftliche Kosten verursachen könnte.
Laut der Studie könnten die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Wiedereinführung der Wehrpflicht in die Milliarden gehen. In drei Szenarien untersucht das Ifo-Institut die möglichen Auswirkungen:
- 100 Prozent eines Jahrgangs: Wenn ein kompletter Jahrgang eingezogen würde, könnte dies zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent oder rund 70 Milliarden Euro führen.
- 25 Prozent eines Jahrgangs: Sollte, ähnlich wie bei der alten Wehrpflicht, nur etwa ein Viertel eines Jahrgangs eingezogen werden, könnte die Wirtschaftskraft um 0,4 Prozent oder 17 Milliarden Euro sinken.
- 5 Prozent eines Jahrgangs: Wenn nur 5 Prozent eines Jahrgangs eingezogen würden, wie in Schweden, wäre ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent oder 3 Milliarden Euro zu erwarten.
Die hohen Kosten entstehen vor allem, weil junge Menschen erst später beginnen würden, Vermögen und wirtschaftlich nutzbare Fähigkeiten durch Ausbildung aufzubauen. Dies bezeichnet man als Verlust an Humankapital.
Marcel Schlepper, Militärexperte des Ifo-Instituts, betont: "Eine Wehrpflicht im Rahmen eines sozialen Pflichtjahres würde jährlich wirtschaftliche Kosten verursachen, die in etwa so hoch sind wie die Mittel aus dem Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen Bundeswehr im Jahr 2024 zusammen." Panu Poutvaara, Leiter des Ifo-Zentrums für Internationalen Institutionenvergleich und Migrationsforschung, schlägt vor, die Bundeswehr stattdessen besser auszustatten und Wehrdienstleistenden höhere Gehälter zu zahlen. Dies würde zwar den Staatshaushalt belasten, die Kosten für die Wirtschaft wären jedoch geringer und gleichmäßiger verteilt: 37 statt 70 Milliarden Euro (im 100-Prozent-Szenario), 9 statt 17 Milliarden Euro (im 25-Prozent-Szenario) und 2 statt 3 Milliarden Euro (im 5-Prozent-Szenario).
Die militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr würden bei dieser Marktlösung ebenso wachsen wie bei der Wehrpflicht. Die Kosten der Wehrpflicht wären ungleich verteilt und würden primär die Wehrpflichtigen selbst betreffen, da diese ihre Bildungs- und Berufsplanung anpassen müssten. Schlepper erklärt: "Bei einer Wehrpflicht entstehen für die Nicht-Wehrpflichtigen kaum Kosten. Das mag erklären, warum eine Wehrpflicht insbesondere bei jenen Altersgruppen so beliebt ist, die nicht selbst betroffen wären." Die FDP, die gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist, argumentiert ebenfalls mit den Zahlen des Ifo-Instituts. Der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius hingegen kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er kritisiert, dass auch ohne ein Ifo-Gutachten klar sei, dass Wehrdienst wirtschaftliche Folgen habe. "Verteidigung und Sicherheit haben volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Implikationen," betont Pistorius.