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Segelschulschiff "Gorch Fock" mit Salutschüssen im Heimathafen Kiel empfangen

Verteidigungsministerin verteidigt hohe Ausgaben für Generalüberholung

Mit Salutschüssen ist das generalüberholte Segelschulschiff "Gorch Fock" in seinem Heimathafen Kiel empfangen worden. Der traditionsreiche Segler lief am Montag nach fast sechsjähriger Generalüberholung im Marinestützpunkt der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt ein. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) verteidigte die immensen Ausgaben für die Sanierung des Seglers.

Kramp-Karrenbauer, die bereits in der Eckernförder Bucht an Bord des Segelschulschiffs gegangen war und die Besatzung auf den letzten Seemeilen nach Kiel begleitete, sprach von einem "Tag der Freude" für die gesamte Bundeswehr und insbesondere für die Marine. Der Umbau der "Gorch Fock" habe länger gedauert als geplant, und es habe "sehr schwere Stunden" gegeben.

Die Kosten für den Umbau des Schiffs hält die Ministerin gleichwohl für gerechtfertigt. "Wir sind wirklich ein reiches Land, und ich finde, dieses kleine Stück Tradition und Emotion, das können wir und und das sollten wir uns leisten", sagte Kramp-Karrenbauer im Hafen. Es gebe Menschen, die meinten, es hätte ein neues Schiff gebaut werden können. Doch die "Gorch Fock" stehe "für einen besonderen Teil unserer Geschichte in Deutschland".

Die "Gorch Fock" war nach den jahrelangen Instandsetzungsarbeiten auf Werften bereits am Donnerstag im Marinestützpunkt Wilhelmshaven offiziell an die Seestreitkräfte übergeben worden. Anschließend machte sie sich mit ihrer 120-köpfigen Besatzung auf den Weg nach Kiel.

Das Segelschulschiff der deutschen Marine dient der Offiziersausbildung. Ende 2015 wurden bei Überprüfungen des 1959 in Dienst gestellten Seglers schwere Schäden festgestellt, die eine aufwändige Sanierung erforderten. Die Generalüberholung des traditionsreichen Schiffs sorgte vor allem wegen drastischer Kostensteigerungen für Wirbel. Ursprünglich waren zehn Millionen Euro vereinbart worden, am Ende stiegen die Kosten auf 135 Millionen Euro.

Hinzu kamen weitere Schwierigkeiten. So ermittelt die Justiz wegen Korruptions- und Untreueverdachts rund um die Sanierungsarbeiten durch die ursprünglich damit beauftragte Werft. Diese ging pleite, die Instandsetzung der "Gorch Fock" kam zeitweise zum Erliegen. Die Bremer Lürssen-Werfft übernahm das insolvente Unternehmen und führte die Arbeiten an der "Gorch Fock" zu Ende.

Demnächst werden Schiff und Besatzung in eine vierwöchige Ausbildungsphase starten, die größtenteils in der Ostsee absolviert wird. Am Jahresende geht es dann in Richtung der Kanarischen Inseln.

Umweltschützer protestierten anlässlich der Rückkehr der "Gorch Fock" nach Kiel gegen Umweltschutzverstöße bei der Restaurierung des Marineschiffs. Bei der Erneuerung des Decks sei "höchstwahrscheinlich" illegales Tropenholz aus den letzten verbliebenen Urwäldern Myanmars verwendet worden, erklärten die Umweltorganisationen WWF, Robin Wood, Rettet den Regenwald, die Deutsche Umwelthilfe und die Waldzertifizierungsorganisation FSC.

Der dem Bundeslandwirtschaftsministerium unterstellten Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wirft das Aktionsbündnis vor, eine genaue Legalitätsprüfung des Holzes zu blockieren. "Der Stolz der deutschen Marine wurde mit Mafiaholz restauriert, und die Behörden drücken beide Augen zu", kritisierte WWF-Holzexperte Johannes Zahnen.

Das Aktionsbündnis fordert eine "umfassende Aufklärung der Legalität des auf der Gorch Fock verbauten Tropenholzes". Die Umweltschützer ziehen in der Sache vor das Bundesverfassungsgericht.

by JOHANNES EISELE