Das berühmte Interview, das Prinzessin Diana (1961-1997) im Jahr 1995 dem BBC-Journalisten Martin Bashir (58) gegeben hatte, galt als "Scoop des Jahrhunderts". Doch es wurde immer wieder Kritik an dem Zustandekommen des Interviews laut, unter anderem durch Dianas Bruder Charles Spencer (57). Der Journalist soll sich durch gefälschte Dokumente das Interview erschlichen haben. Der britische Sender BBC hat daraufhin eine unabhägige Untersuchung eingeleitet und an diesem Donnerstag (20. Mai) die Ergebnisse vorgelegt.
Laut Spencer waren gefälschte Dokumente der einzige Grund dafür, dass er Bashir seiner Schwester vorgestellt hatte. Dabei handelte es sich um Kontoauszüge, die beweisen sollten, dass Mitarbeiter der königlichen Familie Geschichten über Diana verkauft und ihre Observation veranlasst hatten. Außerdem habe der Journalist in einem Treffen vor dem Interview eine Reihe falscher Behauptungen über diverse Senior-Royals aufgestellt, um Spencers Vertrauen zu gewinnen und Zugang zu seiner Schwester zu bekommen.
Die Untersuchung unter der Führung von Lord John Dyson (77), ehemaliger Richter des Obersten Gerichtshofs, bestätigte, dass Bashir Dokumente gefälscht hatte, um an das Interview zu kommen. Die BBC hat wiederum "ihre hohen Standards für Integrität und Transparenz nicht erfüllt." Der Journalist hat sich laut Untersuchungsbericht bereits für sein Fehlverhalten entschuldigt, jedoch betonte er, dass es keinen Einfluss auf Dianas Entscheidung gehabt habe, interviewt zu werden. Er sei bis heute "immens stolz" auf das Interview.
Dazu wurde in dem Bericht zum ersten Mal die Notiz veröffentlicht, die die Prinzessin im Dezember 1995 an Bashir verfasst hatte. Lord Dyson erklärte, Bashir habe die Notiz bei einer Durchsuchung seines Hauses im November 2020 gefunden und an die BBC weitergegeben. In der Notiz heißt es: "Martin Bashir hat mir weder Dokumente gezeigt noch Informationen gegeben, die mir vorher nicht bekannt waren."
Obwohl der Bericht besage, dass Prinzessin Diana an der Idee eines Interviews mit der BBC interessiert gewesen sei, sei klar, dass der Prozess zur Sicherung des Interviews nicht dem Anspruch entspreche, welcher die Zuschauer erwarten könnten, erklärt BBC-Chef Tim Davie (54) in einem Statement. "Während die BBC die Uhr nach einem Vierteljahrhundert nicht mehr zurückdrehen kann, können wir uns nur vollständig und bedingungslos entschuldigen."
Der Vorfall war 1996 bereits intern untersucht worden. Bashir war damals von jeglichem Fehlverhalten freigesprochen worden, da er die gefälschten Dokumente nicht in dem Interview verwendet hatte. In dem Interview packte die Prinzessin von Wales unter anderem über ihren damaligen Ehemann Prinz Charles (72), ihre Bulimie, ihre Affäre mit James Hewitt (63) und ihre Rivalin Camilla Parker Bowles (73) aus ("Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng.").