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Zwei Tote bei Bränden im Norden Athens

Erneut türkische Urlaubergebiete evakuiert

Die verheerenden Brände in der Ägäis haben nun auch in Griechenland erste Todesopfer gefordert. Am Freitag starb in einem nördlichen Vorort von Athen ein Mann durch einen umstürzenden Strommast, in einem anderen Vorort in der Nähe wurde ein lebloser Mann in einer Fabrik aufgefunden. In der Region fielen immer mehr Häuser den Flammen zum Opfer. Auch in der Türkei wüteten weiter schwere Brände.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Menschen auf schwierige Zeiten ein: Hitze und Dürre hätten "das ganze Land in ein Pulverfass verwandelt", sagte er am Donnerstag im Fernsehen.

Nach Angaben des stellvertretenden Zivilschutzministers Nikos Hardalias waren 57 der insgesamt 99 Brände weiter aktiv. Auf der rund 200 Kilometer nördlich von Athen gelegenen Insel Euböa und der Halbinsel Peloponnes waren sie demnach teilweise weiter außer Kontrolle.

Vor den Toren Athens kämpften hunderte Feuerwehrleute mit Unterstützung aus Frankreich, Schweden, Rumänien, Zypern und der Schweiz gegen einen verheerenden Großbrand. Ein 38-jähriger Bewohner der Stadt Ippokrateio nördlich von Athen starb laut Gesundheitsministerium im Krankenhaus, nachdem er von einem umstürzenden Strommast getroffen worden sei. Mehrere Menschen kamen mit leichten Verbrennungen und Rauchvergiftungen ins Krankenhaus, fünf Ortschaften wurden evakuiert.

In der Ortschaft Kryoneri starb der Präsident der Athener Industrie- und Handelskammer, Konstantinos Michalos. Er wurde bewusstlos in seiner Fabrik in unmittelbarer Nähe der Brände gefunden und in ein Krankenhaus gebracht, wo er für tot erklärt wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP vom Krankenhaus erfuhr. Nach griechischen Medienberichten wurden außerdem zwei freiwillige Feuerwehrleute in kritischem Gesundheitszustand ins Krankenhaus gebracht.

Ein Teil der Autobahn, die den Norden des Landes mit dem Süden verbindet, wurde vorsorglich gesperrt. Rund 2000 Menschen aus dem rund 70 Kilometer nördlich von Athen gelegenen Flüchtlingslager Ritsona wurden in Sicherheit gebracht.

Durch die griechische Hauptstadt zog am Freitag erneut ein beißender Geruch von Rauch. Die Wetterstation in Athen warnte vor schlechter Luftqualität. Dennoch trotzten einige Touristen der schlechten Luft, um im Morgengrauen mit bedecktem Gesicht die Akropolis zu besteigen, bevor diese während der größten Hitze geschlossen wurde.

In der Türkei setzte die Feuerwehr am zehnten Tag in Folge ihre Kämpfe gegen die Brände in fünf Provinzen fort. Betroffen waren erneut die Touristengebiete von Antalya und Mugla; der türkische Fernsehsender NTV berichtete von weiteren Evakuierungen. Die Behörden zählten 208 Brände seit Ende Juli, von denen zwölf am Freitag noch aktiv waren. Dabei kamen bisher mindestens acht Menschen ums Leben.

Mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius erleben Griechenland und die Türkei eine außergewöhnliche Hitzewelle. Der griechische Zivilschutz warnte Einwohner und Urlauber im ganzen Land per SMS vor der "extremen Brandgefahr in den kommenden Tagen". "Wenn einige Leute noch immer fragen, ob der Klimawandel Wirklichkeit ist, sollen sie hierherkommen", hatte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag bei einem Besuch der Brandgebiete gesagt.

by Von Chantal VALERY