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Zwei Tote bei bisher wohl schwersten russischen Drohnenangriffen auf Kiew

Russland hat die offenbar massivsten Drohnenangriffe auf Kiew seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine geflogen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt. Die ukrainische Luftwaffe erklärte im Onlinedienst Telegram, sie habe die "Rekordzahl" von 54 russischen Drohnen gezählt - 40 davon alleine mit dem Ziel Kiew. 52 der Drohnen seien aber abgefangen worden. 

"Es handelt sich um den bedeutendsten Drohnenangriff gegen die Hauptstadt seit Beginn der Invasion", erklärte die regionale Militärverwaltung auf Telegram. Dieser habe "in mehreren Wellen" stattgefunden, der Luftalarm habe mehr als fünf Stunden lang gedauert. 

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe zielten die Drohnenattacken auf "militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur in den zentralen Regionen des Landes" ab, vor allem in der Region Kiew. Die Angriffe wurden demnach von den westrussischen Regionen Briansk und Krasnodar aus geführt.

Der Militärverwaltung zufolge stürzten Drohnentrümmer auf ein siebenstöckiges Gebäude im Kiewer Viertel Holossijiw, wodurch ein Menschen getötet und ein weiterer verletzt wurde. Außerdem sei ein Brand auf einem Gebiet mit Lagerhallen ausgebrochen und habe sich auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern ausgebreitet.

Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter zu den Angriffen, die Wände seines Hauses hätten gezittert, die Explosionen seien "echt laut" gewesen. Die Ukraine habe aber "auch diese perfide Attacke"  erfolgreich abgewehrt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte nach den Angriffen die ukrainische Luftabwehr. "Jedes Mal, wenn ihr feindliche Drohnen und Raketen abschießt, werden Leben gerettet. (...) Ihr seid unsere Helden", wandte er sich auf Telegram an die in der Luftabwehr eingesetzten Soldaten. Kiew habe "gut standgehalten", erklärte der Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak.

Die Angriffe fielen mit dem Kiewer Stadtgeburtstag an diesem Sonntag zusammen; in Friedenszeiten wird der Jahrestag mit einem Straßenfest und zahlreichen Konzerten begangen. Der "Feind" habe die Bevölkerung der Hauptstadt mit seinen "Killerdrohnen" beglückwunschen wollen, hieß es seitens örtlicher Behördenvertreter.

Die russischen Angriffe auf Kiew waren seit Jahresbeginn zunächst zurückgegangen, seit Anfang Mai steht die ukrainische Hauptstadt jedoch wieder regelmäßig unter Beschuss. Nach offiziellen Angaben war die Angriffswelle in der Nacht zum Sonntag bereits die 14. seit Monatsbeginn.

In den vergangenen Wochen war aber auch russisches Staatsgebiet unter Drohnenbeschuss geraten - vor allem westrussische Gebiete nahe der Grenze zur Ukraine. Vereinzelt erreichten Drohnen aber auch weiter im Inneren Russlands gelegene Gebiete. 

Am Samstag wurde in der westrussischen Region Pskow ein Verwaltungsgebäude einer Ölpipeline beschädigt. Nach vorläufigen Informationen sei das Gebäude durch zwei Drohnen beschädigt worden, teilte Gouverneur Michail Wedernikow mit. Demnach ereignete sich der Vorfall nahe des Dorfes Litwinowo, etwa zehn Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt.

Moskau beschuldigt die Ukraine und deren westliche Verbündete für die gestiegene Anzahl der Angriffe und Sabotage-Aktionen auf russischem Gebiet. Die Ukraine hat jegliche Beteiligung zurückgewiesen. 

Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte angesichts der Debatte um die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine den Westen vor einer "Eskalation". "Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Da gibt es gar keinen Zweifel", sagte Lawrow in einem Gespräch mit dem russischen Fernsehen, von dem der Interviewer Pawel Sarubin am Sonntag Auszüge in Onlinenetzwerken veröffentlichte.

Lawrow sprach von einer "inakzeptablen Eskalation". Er wiederholte die üblichen russischen Vorwürfe, der Westen wolle mit der militärischen Unterstützung der Ukraine Russland "eine strategische Niederlage zufügen" und sein Land "zerstückeln".

Vor anderthalb Wochen hatte die US-Regierung erstmals grünes Licht für die Belieferung der Ukraine mit F-16-Flugzeugen aus US-Produktion gegeben. Zur Ausbildung ukrainischer Piloten haben sich bereits mehrere europäische Länder bereiterklärt, darunter Polen und die Niederlande.

se/dja