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Zwei Nawalny-Verbündete gewinnen bei Regionalwahlen in Tomsk

Stadt war mutmaßlich Schauplatz des Giftanschlags auf Kreml-Kritiker

Im russischen Tomsk, wo mutmaßlich der Giftanschlag auf Alexej Nawalny verübt wurde, haben sich zwei Verbündete des Kreml-Kritikers bei den Regionalwahlen durchgesetzt. Das geht aus am Montag von regionalen Behörden veröffentlichten vorläufigen Wahlergebnissen hervor. Xenja Fadejewa und Andrej Fatejew erzielten demnach in zwei Wahlbezirken der sibirischen Stadt die meisten Stimmen und ziehen in den Stadtrat ein.

Insgesamt setzte sich in der 500.000-Einwohner-Stadt jedoch mit 24,46 Prozent die Regierungspartei Geeintes Russland von Präsident Wladimir Putin durch. 2015 hatte die Kreml-treue Partei noch 52,27 Prozent der Stimmen gewonnen.

"Ich denke, jeder wird verstehen, dass es eine Frage des Prinzips war, in Tomsk zu gewinnen, nach dem, was dort passiert ist", schrieb Fadejewa im Onlinedienst Twitter. Nawalny war Ende August nach Tomsk gereist, um Nachforschungen zu Korruption der örtlichen Eliten abzuschließen und die Opposition im Wahlkampf zu unterstützen.

Auf dem Rückflug nach Moskau brach er zusammen und wurde zunächst in Russland ins Krankenhaus gebracht, bevor er nach zwei Tagen in die Berliner Charité verlegt wurde. Inzwischen konnte der 44-Jährige aus dem künstlichen Koma geholt werden und er ist ansprechbar.

Nach Angaben der Bundesregierung hat ein Labor der Bundeswehr "zweifelsfrei" nachgewiesen, dass Nawalny mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde, die in der früheren Sowjetunion entwickelt wurde.

In 41 der 85 Regionen Russlands war von Freitag bis Sonntag gewählt worden. Abgesehen von Regional- und Kommunalparlamenten sowie Gouverneuren wurde in Nachwahlen auch über vier Sitze im russischen Parlament entschieden. Die offiziellen Ergebnisse sollen am Montag bekanntgegeben werden.

by Alexander NEMENOV