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Zwangsimpfung für Kinder? Streit wegen Empfehlung der Ständigen Impfkommision (Stiko) – Politiker wollen Kinder trotzdem impfen

Zuletzt hatte die Ständige Impfkommision des Robert-Koch-Institus beschlossen, keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren auszusprechen und stattdessen nur die Impfung von Kindern mit gewissen Vorerkrankungen zu empfehlen. Auch das Auftreten der Delta-Variante hat an dieser Entscheidung nichts geändert. Doch offenbar wollen einige Politiker die Impfungen für die Kinder trotzdem vorantreiben.

Gesundheitsminister Spahn will Entscheidung der Stiko umgehen

Wie es scheint, plant der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) jetzt die Empfehlung des insgesamt 18-köpfigen Experten-Gremiums zu umgehen. Seit Wochen macht sich Spahn dafür stark, dass die Jugendlichen in die Impfkampagne mit einbezogen werden. Diese können bereits jetzt gemeinsam mit den Eltern eine Impfentscheidung treffen und sich dann auch ohne Stiko-Empfehlung bei ihrem Hausarzt impfen lassen. Ob die Experten allerdings von dieser politisch bedingten Einmischung besonders begeistert sind, bleibt abzuwarten.

Politik übt Druck auf die Stiko aus

In den letzten Tagen hatten immer mehr Poliiker offen angesprochen, dass Kinder und Jugendliche auf jeden Fall geimpft werden sollen.

SPD-Chefin Saskia Esken (59) zum Beispiel hat die Stiko bereits aufgefordert, nochmals die Haltung zu Corona-Impfung von Jugendlichen zu überdenken. “Wir brauchen dringend einen Impfstoff für Kinder, und ich hoffe auch, dass die Stiko ihre eingeschränkte Impf-Empfehlung für Jugendliche bald überdenkt“, hatte Esken gegenüber der Tageszeitung “Rheinische Post“ verlauten lassen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU) hatte das Impf-Gremium am Wochenende gebeten, die getroffene Entscheidung erneut zu überdenken. “Die Stiko sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfiehlt“, hatte Söder bei Twitter geschrieben und zudem argumentiert, dass dies den Schutz für eine Generation erhöhen würde, die auf viel verzichten musste. Allerdings gab es auch Kritik. “Die Stiko braucht keine Ratschläge von Politikern. Sie spricht Empfehlungen auf Basis medizinischer Erkenntnisse aus, nicht auf Basis politischer Erwägungen“, ist sich Fraktionschef der FDP im bayrischen Landtag, Martin Hagen, sicher und fährt fort: “Es steht einem Ministerpräsidenten nicht zu, hier Druck auszuüben.“

Stiko-Chef spürt angeblich keinen Druck

Zu den Forderungen der Politiker hat sich auch Stiko-Chef Prof. Thomas Mertens zu Wort gemeldet. “Die Stiko überdenkt Empfehlungen nicht. Wir arbeiten unabhängig von politischen Debatten und überprüfen unsere Positionen zwar regelmäßig, aber nur anhand neuer wissenschaftlicher Daten“, macht Mertens deutlich. Eine Änderung der Empfehlung zur Impfung von Kindern werde es laut Mertens vorerst nicht geben: “Die Stiko hat sich bisher streng an evidenzbasierte und wissenschaftliche Standards gehalten – und das werden wir auch weiterhin so machen“, ergänzte er. So seien Impfungen von Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren nur bei bestimmten Vorerkrankungen notwendig, die dem Risiko

einer schweren Covid-19-Erkrankung ausgesetzt sind, Es ist damit zu rechnen, dass diese Entscheidung für weitere Polemik sorgen wird. Aktuell ist allerdings lediglich der Impfstoff von Biontech/Pfizer für die Impfung von Kindern ab 12 Jahren zugelassen, Im Augenblick sollen bereits 470.000 Minderjährige eine Impfung gegen Covid-19 erhalten haben. Dies entspricht 3,5 Prozent der Minderjährigen. 1,2 Prozent der Jugendlichen ab 12 Jahren sind bereits voll geimpft.

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