In Deutschland sind im vergangenen Jahr 295.300 neue Wohnungen fertiggestellt worden - das war zwar ein leichter Anstieg im Jahresvergleich, das Ziel der Bundesregierung wurde damit aber erneut deutlich verfehlt. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, wurden 2022 rund 1900 oder 0,6 Prozent mehr Wohnungen gebaut als 2021. Die Regierung hatte es sich zum Ziel gesetzt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen.
Die Zahlen des Statistikamts umfassen sowohl den Neubau als auch Baumaßnahmen in bestehenden Gebäuden. Dabei stiegen unter anderem die Fertigstellungen in Zweifamilienhäusern (plus 14,1 Prozent) sowie in Mehrfamilienhäusern (plus 1,5 Prozent), bei den Einfamilienhäusern ging die Zahl um 1,5 Prozent zurück.
Zugleich stieg der sogenannte Bauüberhang an, dabei handelt es sich um genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnungen - und das trotz eines Rückgangs der Baugenehmigungen für Wohnungen um 7,0 Prozent. Nach Angaben der Statistiker in Wiesbaden betrug der Überhang im vergangenen Jahr 884.800 Wohnungen, das waren 38.400 mehr als 2021.
Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, erklärte, trotz des leichten Zuwachses an Fertigstellungen im vergangenen Jahr gebe es "keinen Grund zum Jubeln". Das verfehlte Bauziel der Politik sei "umso tragischer, als dass die Zahl der fertig gestellten Wohnungen in den kommenden Jahren abnehmen dürfte - vor allem aufgrund der zuletzt massiv gestiegenen Zinsen".
Der hohe Bauüberhang bedeute zudem nicht, "dass dieser sich auch zwingend tatsächlich in höherer Bauaktivität niederschlägt". Möglich seien vielmehr auch gestrichene oder stornierte Bauvorhaben sowie abgelaufene Baugenehmigungen.
Zu den Zahlen des Statistikamts äußert sich am Mittag auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie hatte zu Beginn der Legislatur das Ziel ausgegeben, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100.000 Sozialwohnungen.
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