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Zeitung: US-Dokumente mutmaßlich von Mitarbeiter einer Militärbasis verbreitet

Die Veröffentlichung zahlreicher US-Geheimdokumente vor allem zum Krieg in der Ukraine geht laut Recherchen der "Washington Post" mutmaßlich auf einen jungen Waffenliebhaber zurück, der auf einer US-Militärbasis arbeitet. Wie die US-Zeitung am Mittwochabend (Ortszeit) berichtete, erfuhr sie von zwei Mitgliedern einer Gruppe auf der Online-Plattform Discord, dass hunderte Seiten aus geheimen Regierungsdokumenten von dem jungen Mann auf dieser Plattform platziert worden seien. 

Der Mann habe ihnen erzählt, dass er die Schriftstücke von seiner Arbeit auf der Militärbasis mit nach Hause gebracht habe, zitierte die Zeitung die beiden Discord-Nutzer. Der Mann mit dem Spitznamen "OG" habe die Dokumente über Monate auf  der Plattform gepostet, die eigentlich für den Austausch über Videospiele gedacht ist. 

Die Discord-Gruppe, welcher der mutmaßliche Verbreiter der Geheiminformationen angehöre, umfasse etwa 24 Mitglieder, darunter auch Menschen aus Russland und der Ukraine, berichtete die "Washington Post". Was sie vereine, sei ihre "Liebe zu Waffen, militärischer Ausrüstung und Gott". 

Der Zeitung zufolge hat der Mann eine "schlechte Meinung von der Regierung" in Washington. Ein Gruppenmitglied sagte demnach, "OG" habe die Vereinigten Staaten und besonders die Strafverfolgungsbehörden und die Geheimdienste als "dunkle Macht" bezeichnet, die versuche, die Bürger zu unterdrücken und "im Dunkeln zu halten". 

"OG" habe anderen Gruppenmitgliedern erzählt, dass er Teile seines Arbeitstages in einer Sicherheitseinrichtung verbringe, in der "Handys und andere elektronische Geräte" verboten seien. 

Ferner soll "OG" dem Bericht zufolge Gruppenmitgliedern berichtet haben, dass er "stundenlang geschuftet" habe, um die vertraulichen Dokumente abzuschreiben, um sie dann mit den Mitgliedern der Discord-Gruppe zu teilen. Um sich die Arbeit zu erleichtern, habe er später angefangen, die Dokumente abzufotografieren und dann zu teilen. 

Die "Washington Post" zitierte einen der Discord-Nutzer mit den Worten, "OG" habe den Gruppenmitgliedern aufgetragen, ihrerseits die Dokumente nicht zu verbreiten. Er habe zudem gesagt, kein sogenannter Whistleblower sein zu wollen. 

In den vergangenen Tagen waren zahlreiche geheime Dokumente auf Discord und anderen Plattformen wie Twitter und Telegram gesichtet worden,  möglicherweise zirkulierten sie dort schon monatelang, bevor Medien darauf aufmerksam wurden. Einige Informationen seien so sensibel gewesen, dass sie als "NOFORN" gekennzeichnet gewesen seien, schrieb die "Washington Post". Dies bedeutet, dass sie nicht unter Ausländern verbreitet werden dürfen. 

Die Veröffentlichung der Dokumente hat strafrechtliche Ermittlungen durch das US-Justizministerium und erhebliche Sorgen in den westlichen Staaten ausgelöst. Die inzwischen zum großen Teil nicht mehr im Internet sichtbaren Dokumente sollen unter anderem sensible Informationen über den Kampf der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen enthalten. 

So sollen einem der Dokumente zufolge die US-Geheimdienste Zweifel am Erfolg einer möglichen Gegenoffensive der ukrainischen Armee hegen, berichtete die "Washington Post". Es gebe "fortdauernde ukrainische Rückstände" bei der Ausbildung der Soldaten und bei der Munitionsversorgung. 

Die Schriftstücke sollen auch Informationen darüber enthalten, dass die US-Dienste verbündete Regierungen ausgespäht haben. Die US-Regierung hat allerdings bislang nicht die Echtheit der veröffentlichten Dokumente bestätigt. 

lt/dja


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