Zehntausende Menschen haben sich bei der Pride-Parade in Warschau für die Gleichstellung von Homo- und Transsexuellen eingesetzt. Warschaus liberaler Bürgermeister Rafal Trzaskowski versprach zum Auftakt der jährlichen Parade am Samstag, dass die LGBTQ-Gemeinde in seiner Stadt "immer sicher sein" werde. Dasselbe hoffe er für ganz Polen, fügte der Oppositionspolitiker hinzu.
Polen steht immer wieder wegen der Diskriminierung sexueller Minderheiten in der Kritik. Die rechtsnationale Regierungspartei PiS prangert regelmäßig eine vermeintliche "LGTBQ-Ideologie" an, die sich gegen polnische Traditionen und Werte richte. Im Vorfeld der Parlamentswahl im Herbst sind die Angriffe führender Vertreter der PiS auf Homo- und Transsexuelle schärfer geworden. Das englische Kürzel LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.
Michal Niepielski, ein langjähriger Teilnehmer an der Pride-Parade in der polnischen Hauptstadt, sieht einerseits eine gewachsene Toleranz innerhalb der Gesellschaft. Gleichzeitig aber befürchtet er, dass die PiS ihre feindselige Rhetorik weiter verstärken werde, "um ihrer Wähler zu mobilisieren". Die Strategie kenne er seit vielen Jahren, sagte der 60-Jährige. Aber es "trifft uns natürlich, wenn uns Politiker als 'Abartige', 'kranke Menschen' und 'Bedrohung für die polnische Familie' bezeichnen".
ans/jes