Zehntausende Australier haben am Sonntag für eine Reform zur Stärkung der Rechte der indigenen Bevölkerung demonstriert. Allein in Melbourne riefen rund 10.000 Demonstranten dazu auf, bei einem entsprechenden Referendum am 14. Oktober mit "Ja" zu stimmen. Tausende weitere Menschen beteiligten sich an ähnlichen Kundgebungen in Canberra, Perth, Brisbane, Darwin, Hobart and Alice Springs.
Ziel der Reform ist ein in der Verfassung verankertes Recht der indigenen Australier, bei Gesetzen zurate gezogen zu werden, die ihre Gemeinschaft betreffen. Angesichts einer deutlich nachlassenden Zustimmung hatte Premierminister Anthony Albanese die "Vote Yes"-Kampagne vor wenigen Wochen ins Leben gerufen. Jüngsten Umfragen zufolge sind 60 Prozent gegen die Reform, nur 40 noch Prozent befürworten sie. Vor einem Jahr war das Stimmenverhältnis noch fast umgekehrt.
Gegner der Reform, zu der auch die konservative Opposition zählt, kritisieren, sie würde den indigenen Völkern besondere Privilegien einräumen. Sie bemängeln, dass die genaue Verfahrensweise noch unklar sei und befürchten zudem eine Zunahme der Bürokratie. Ihre Befürworter befürchten, ein Nein in der Abstimmung könnte Australiens Ruf in der Welt schaden und kommenden Generationen indigener Australier die Zukunft verbauen.
Die australischen Ureinwohner hatten den Kontinent vor schätzungsweise mindestens 60.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der ersten britischen Siedler im späten 18. Jahrhundert wurden sie unterdrückt und diskriminiert. Bis heute haben sie eine niedrigere Lebenserwartung als ihre nicht-indigenen Landsleute, sind schlechter ausgebildet und sterben häufiger in Polizeigewahrsam.
ans/bfi