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Zahl der Toten nach Kämpfen in ecuadorianischem Gefängnis auf über 100 gestiegen

Präsident ruft Ausnahmezustand in Haftanstalten des Landes aus

Nach schweren Ausschreitungen in einer Haftanstalt in Ecuador mit mehr als hundert Toten hat Präsident Guillermo Lasso einen Ausnahmezustand in den Gefängnissen des Landes ausgerufen. Im Online-Dienst Twitter kündigte Lasso am Mittwoch (Ortszeit) an, mit einem Sicherheitskomitee über die Lage zu beraten. In einem Gefängnis in der Hafenstadt Guayaquil hatten sich am Dienstag mit Feuerwaffen und Granaten bewaffnete Mitglieder rivalisierender Banden bekämpft.

Die Behörden hatten die Zahl der Toten bei den Kämpfen in dem Gefängnis in Guayaquil ursprünglich mit 24 angegeben. Am Mittwoch korrigierte die Gefängnisbehörde des südamerikanischen Landes diese Zahl dann deutlich nach oben. Demnach wurden bei den Ausschreitungen mehr als hundert Menschen getötet und 52 weitere verletzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden mindestens sechs der Insassen enthauptet. Unter den Verletzten waren demnach auch zwei Polizisten.

Am Mittwoch war der Gefängniskomplex in Guayaquil von Soldaten und einem Panzer umstellt, im weiteren Umkreis der Haftanstalt patrouillierten Polizisten auf Pferden. Angehörige von Insassen des Gefängnisses sprachen die Beamten voll Sorge an. "Wir wollen Informationen, weil wir nichts über unsere Angehörigen wissen, unsere Söhne", sagte eine Frau, die anonym bleiben wollte. "Mein Sohn befindet sich dort."

In den chronisch überfüllten ecuadorianischen Gefängnissen kommt es immer wieder zu Ausschreitungen zwischen Mitgliedern von Banden, die mit mexikanischen Drogenkartellen in Verbindung stehen. Nach Angaben des ecuadorianischen Ombudsmanns für Menschenrechte wurden im vergangenen Jahr in Gefängnissen in dem Land 103 Menschen getötet.

In diesem Jahr kamen bereits rund 180 Gefängnisinsassen in Ecuador bei blutigen Ausschreitungen ums Leben. Dass Gefängnisinsassen Waffen in die Haftanstalten schmuggeln können, führen Experten auf die verbreitete Korruption unter dem Wachpersonal zurück.

Mit seiner Lage zwischen den bedeutenden Drogenproduzenten Kolumbien und Peru ist Ecuador eine wichtige Drehscheibe für den Drogenschmuggel in die USA und nach Europa. Guayaquil im Südwesten Ecuadors ist die wichtigste Hafenstadt des Landes. Sie gilt als zentraler Umschlagplatz für den Kokain-Handel, der insbesondere von den mexikanischen Drogenbanden Sinaloa und Jalisco Nuevo Generación genutzt wird.

In Ecuador gebe es seit 2010 eine "Gefängniskrise", sagte der Sicherheitsexperte Fernando Carrion der Nachrichtenagentur AFP. Im Durchschnitt der vergangenen elf Jahre habe es in den Haftanstalten des Landes 25 Mordfälle gegeben. Seit 2017 habe sich die Situation dramatisch verschlimmert.

In Ecuador gibt es insgesamt 65 Gefängnisse, die Platz für rund 30.000 Insassen bieten. Tatsächlich befinden sich in den Anstalten derzeit aber insgesamt rund 39.000 Häftlinge.

by Von Santiago PIEDRA SILVA