Nach dem schweren Erdbeben in der Ägäis ist die Zahl der Toten in der Türkei und Griechenland auf mindestens 39 gestiegen. Nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde vom Samstag starben allein in der Türkei 37 Menschen - fast 900 weitere wurden verletzt. Präsident Recep Tayyip Erdogan versprach einen schnellen Wiederaufbau zerstörter Gebäude. Zwei weitere Menschen kamen auf der griechischen Insel Samos ums Leben.
In Bayrakli in der türkischen Provinz Izmir suchten Rettungskräfte noch den ganzen Samstag über weiter nach Überlebenden, unter anderem in den Trümmern eines siebenstöckigen Hauses. Nach dem Einsturz von insgesamt 17 Gebäuden steckten viele Helfer ihre Köpfe in offene Ritzen, um nach Lebenszeichen zu horchen.
Menschen, deren Wohnungen zerstört wurden, kamen in kleinen Zelten auf umliegenden Rasenflächen unter. "Es war so kalt gestern Nacht", sagte Nilgün Yikariz der Nachrichtenagentur AFP. Eine weitere Frau klagte: "Mutter, wann sehe ich dich wieder?" Nach Angaben der Regierung wurden bis Samstagabend 103 Menschen lebend aus den Trümmern geborgen.
Das Beben der Stärke 7,0 hatte am Freitag den Westen der Türkei und die griechische Insel Samos erschüttert. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Zentrum des Bebens zwischen Samos und der türkischen Provinz Izmir. Die Erschütterungen waren aber bis Istanbul und Athen zu spüren. Die türkischen Behörden registrierten fast 600 Nachbeben.
Auf der griechischen Insel Samos wurden nach offiziellen Angaben zwei Schüler im Alter von 15 und 17 Jahren von einer einstürzenden Mauer erschlagen. Mindestens sieben weitere Menschen wurden verletzt, sie schweben nach Behördenangaben aber nicht in Lebensgefahr. Zahlreiche Gebäude auf der Insel wurden beschädigt, einige alte Häuser stürzten ein.
Das Beben löste zudem einen "Mini-Tsunami" aus, der auf Samos und in der dem Bebenzentrum am nächsten gelegenen türkischen Stadt Seferihisar für Überschwemmungen sorgte.
Um sich ein Bild von der Lage zu machen, reiste Erdogan in die Küstenstadt Izmir, wo er unter anderem Rettungskräfte traf. Schon am Freitag hatte er mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis telefoniert.
Nach dem Telefonat schrieb Mitsotakis mit Blick auf die jüngsten Spannungen zwischen Athen und Ankara im Onlinedienst Twitter: "Ungeachtet unserer Differenzen müssen wir in diesen Zeiten zusammenstehen." Erdogan antwortete ihm auf Twitter: "Vielen Dank, Herr Ministerpräsident. Dass sich zwei Nachbarn in schwierigen Zeiten solidarisch zeigen, ist wertvoller als viele Dinge im Leben."
Die Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer hatte zuletzt zu erheblichen Spannungen zwischen beiden Ländern geführt.
In der Türkei gibt es immer wieder schwere Erdbeben, da das Land auf mehreren seismischen Platten liegt. Im Januar waren mehr als 40 Menschen nach einem Erdbeben der Stärke 6,7 in Elazig im Osten des Landes ums Leben gekommen. 2011 starben bei einem Beben der Stärke 7,1 in der Provinz Van mehr als 600 Menschen. Und 1999 kamen bei einem Beben der Stärke 7,4 mehr als 17.000 Menschen in Izmit, Istanbul und anderen Orten ums Leben.
by Von Raziye AKKOC