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Zahl der Toten bei Seilbahn-Absturz in Italien auf 14 gestiegen

Neunjähriges Kind erliegt nach dem Unglück am Lago Maggiore seinen Verletzungen

Trauriger Pfingstsonntag in Italien: Bei einem Seilbahn-Absturz am Lago Maggiore im Norden des Landes sind 14 Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen war auch ein neunjähriges Kind, das Stunden nach dem Unglück im Krankenhaus von Turin seinen schweren Verletzungen erlag, wie der Rettungsdienst am Abend mitteilte. Ein weiteres Kind wurde demnach noch im Krankenhaus behandelt. Die Seilbahn-Kabine mit ihren 15 Insassen war auf der Strecke zum Berg Mottarone abgestürzt. Medienberichten zufolge waren unter den Opfern auch Deutsche.

Das Unglück ereignete sich nach Angaben des Infrastrukturministeriums gegen 12.30 Uhr rund hundert Meter vor der Bergstation der Seilbahn. Die Kabine fiel etwa 15 Meter tief, rollte dann einen Teil des Abhangs hinunter und krachte gegen einen Baum, wie ein örtlicher Polizist berichtete.

Als Ursache des Unglücks wurde ein Kabelriss im obersten Bereich der Strecke vermutet. Dass die Kabine überlastet war, scheint ausgeschlossen, da sie bis zu 35 Passagiere aufnehmen kann. Infrasturkturminister Enrico Giovannini kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Die Mailänder Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen "Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung" ein.

Erste Fotos der Behörden zeigten Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor der zertrümmerten Kabine. Das steile Gelände erschwerte die Bergungsaktion erheblich.

Die schwer verletzten Kinder mussten per Hubschrauber in das Kinderkrankenhaus von Turin gebracht werden. Nach Angaben der Zeitung "Il Corriere della Sera" hatte das überlebende kleinere Kind ein Schädeltrauma und Beinbrüche erlitten, war aber bei Bewusstsein.

Der Zeitung zufolge kamen auch deutsche Touristen bei dem Unglück ums Leben. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte, derzeit habe es keine "Hinweise, dass sich Deutsche unter den Opfern befinden", stehe aber "in Kontakt mit den italienischen Behörden vor Ort".

Die bei Touristen beliebte Seilbahn verbindet in 20 Minuten den am Lago Maggiore gelegenen Urlaubsort Stresa mit dem fast 1.500 Meter hohen Berg, der einen spektakulären Blick auf den Lago Maggiore und die Alpen bietet. Wegen Wartungsarbeiten war die Seilbahn zwischen 2014 und 2016 geschlossen.

Das schwere Unglück sorgte landesweit für Entsetzen. Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Mario Draghi drückten ihren "tiefen Schmerz" über den Verlust der vielen Menschenleben aus. Der Regionalpräsident des Piemont, Alberto Cirio, erklärte, die Tragödie raube allen den Atem.

Cirios Kollege aus der benachbarten Region Ligurien, Giovanni Toti, sprach von einer absurden Tragödie, die sich genau zu dem Zeitpunkt ereigne, an dem Italien nach monatelangem Lockdown die Aufhebung der massiven Beschränkungen genieße. Er sprach von einem "Sonntag der Wiedereröffnungen, der voller Hoffnungen sein sollte".

EU-Ratspräsident Charles Michel sprach in einer Twitter-Botschaft auf Italienisch den "Familien und Freunden, die bei diesem tragischen Unfall einen geliebten Menschen verloren haben", sein tiefes Beileid aus.

Die Menschen in Stresa versetzte die Tragödie in große Aufregung. Luisa Tesserin, eine 27-jährige Studentin aus Genua, die das Wochenende am Lago Maggiore verbringen wollte, ist schockiert: "Ich bin mit ein paar Freunden nach Stresa gekommen, um auf den Gipfel des Mottarone zu gehen, weil die Aussicht großartig ist", erzählte sie AFP. Sie und ihre Freunde hätten die Seilbahn eine Stunde vor dem Unglück genommen. "Als wir hochfuhren, haben wir nichts Seltsames am Kabel bemerkt, alles war normal", sagte sie.

In Europa hat es immer mal wieder schwere Unglücke mit Seilbahnen gegeben. Zuletzt waren im September 2005 neun deutsche Skifahrer im österreichischen Sölden ums Leben gekommen, als ein Lastenhubschrauber einen Betonklotz verloren hatte, der auf eine Seilbahn stürzte.

by Handout