Im Monat Dezember sind in Deutschland so viele Menschen gestorben wie seit rund 50 Jahren nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, starben nach vorläufigen amtlichen Informationen bundesweit mindestens 106.607 Menschen. Mehr als hunderttausend Sterbefälle in einem Dezember hatte es demnach zuletzt 1969 gegeben, als weltweit die sogenannte Hongkong-Grippepandemie wütete. Auch Deutschland war betroffen.
Die Zahl der Verstorbenen im Dezember 2020 lag dabei nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 29 Prozent oder fast ein Drittel über dem durchschnittlichen Monatsvergleichswert für 2016 bis 2019. Die Differenz betrug etwa 24.000. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete für den vergangenen Dezember 20.043 Todesfälle von Menschen mit einer durch Labortests bestätigten Corona-Infektion.
Für das Gesamtjahr 2020 errechneten die Statistiker auf Basis vorläufiger Daten einen Anstieg der Sterbefallzahlen um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019. Von den Standesämtern wurden bislang 982.489 Todesfälle übermittelt, das waren 42.969 mehr als im Jahr zuvor. Dafür verantwortlich war demnach ein Anstieg der Todesfälle bei den über 80-Jährigen. Dort gab es gegenüber 2019 ein Plus um rund acht Prozent oder 41.152 auf mindestens 576.646.
In die Entwicklung der Zahl der Sterbefälle fließen den Angaben zufolge auch kalendarische und demografische Entwicklungen ein, so etwa der steigende Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Allein dadurch, dass 2020 ein Schaltjahr mit einem zusätzlichen Tag gewesen sei, ergebe sich ein Anstieg um 3000 gegenüber 2019.
Eine Rolle spielte dabei aber auch, dass die Zahl der Menschen im Alter von mehr als 80 Jahren sich im Jahresvergleich laut der sogenannten Bevölkerungsvorausberechnung um etwa vier bis fünf Prozent erhöht habe. Insgesamt wäre ohne "Sonderentwicklungen" für 2020 ein Anstieg der Sterbefallzahlen um ein bis zwei Prozent zu erwarten gewesen, teilte das Statistische Bundesamt weiter mit.
Zu den "Sonderentwicklungen" gehörte den Experten zufolge unter anderem auch eine erhöhte Zahl von Sterbefällen im August, die offensichtlich mit einer Hitzewelle zusammenhingen. Dies sei in den Sommermonaten häufiger zu beobachten. Zugleich stiegen die Sterbefallzahlen in den ersten drei Monaten während der typischen Grippesaison nicht so stark wie etwa in den Jahren 2017 und 2018.
Dagegen fiel die Zunahme der Sterbefallzahlen im April und dann zunehmend wieder ab Mitte Oktober im Vergleich zu den Vorjahren deutlich aus. Zeitgleich nahm auch die Zahl der Menschen zu, die laborbestätigt an Corona-Infektionen erkrankt waren.
by JENS SCHLUETER