Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen ist im Juli deutlich gestiegen: Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts lagen sie im vergangenen Monat 23,8 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Schon im Juni hatte der Wert um 13,9 Prozent zugenommen. Dabei handelt es sich um vorläufige Zahlen, die auf den Insolvenzbekanntmachungen der Amtsgerichte beruhen.
Endgültige Zahlen gab die Behörde für den Monat Mai bekannt. In dem Monat gab es 1478 beantragte Unternehmensinsolvenzen, das war ein Anstieg um 19,0 Prozent im Jahresvergleich. Diese Zahl steigt laut Bundesamt seit August vergangenen Jahres kontinuierlich an. Auch die Auskunftei Creditreform hatte Ende Juni wegen der Energiekrise und der hohen Inflation einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen für das gesamte erste Halbjahr vermeldet.
Die Forderungen der Gläubiger stiegen laut Statistik ebenfalls an, von knapp 2,2 Milliarden Euro im Mai vergangenen Jahres auf nun knapp vier Milliarden Euro. Die meisten Insolvenzen entfielen auf den Bereich Verkehr und Lagerei, die wenigsten gab es in der Energieversorgung.
Die Verbraucherinsolvenzen gingen hingegen zurück: Mit 5679 Insolvenzen gab es hier 3,7 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Am Donnerstag hatte bereits das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) seinen Insolvenztrend vorgestellt. Anders als das Statistische Bundesamt wertet das Institut jedoch nur die Insolvenzen größer Personen- und Kapitalgesellschaften aus, deren Entwicklung für die Gesamtwirtschaft eine Relevanz haben. Das Statistikamt nimmt alle Regelinsolvenzen in den Blick, also auch unter anderem auch Pleiten von Kleinstunternehmen und Selbstständigen.
Für Juli sieht das IWH daher sogar einen Anstieg der Insolvenzen um 44 Prozent im Jahresvergleich. Demnach waren in den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, rund 9300 Arbeitsplätze betroffen. Die Zahlen für Juni und Juli markierten nach Einschätzung des IWH jedoch das vorläufige Ende des Anstiegs bei den Insolvenzen - für August und September werde "kein wesentlicher Anstieg" bei den Zahlen erwartet.
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