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Wütende Proteste nach gewaltsamem Tod von Schwarzem in Brasilien

Vorgehen weißer Wachleute in Supermarkt löst Rassismus-Debatte aus

Der Tod eines Schwarzen nach einer Prügelattacke weißer Sicherheitsleute hat in Brasilien wütende Proteste und eine Rassismus-Debatte ausgelöst. Nach dem Vorfall in Porto Alegre gingen am Freitag (Ortszeit) dort und in anderen brasilianischen Städten aufgebrachte Demonstranten auf die Straße. Bei der Beerdigung des 40-Jährigen äußerte sein Vater am Samstag die Hoffnung, dass die Gleichberechtigung von Schwarzen nun vorangetrieben werde.

João Alberto Silveira Freitas war am Donnerstag gestorben. In einem Video des Vorfalls ist zu sehen, dass die weißen Wachleute den 40-Jährigen mehr als fünf Minuten lang brutal auf den Kopf und ins Gesicht schlugen. Danach fixierten die Wachleute Freitas, so dass er offenbar keine Luft mehr bekam. Er verlor das Bewusstsein und starb trotz Wiederbelebungsversuchen von Sanitätern noch vor Ort.

Am folgenden Tag zogen Demonstranten zu dem Supermarkt in Porto Alegre, in dem sich die Prügelattacke ereignet hatte. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten gegen sie ein, wie ein örtlicher Fernsehsender berichtete.

Auch in der Wirtschaftsmetropole São Paulo gingen hunderte Menschen auf die Straße. Sie marschierten zu einem Laden der betroffenen französischen Supermarktkette Carrefour und schlugen das Schaufenster ein. Danach stürmten sie das Geschäft und verwüsteten es, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Weitere Proteste wurden aus der Hauptstadt Brasília sowie aus Belo Horizonte und Rio de Janeiro gemeldet. Dort trugen viele Demonstranten Plakate mit der Aufschrift "Das Leben von Schwarzen zählt". Bei einer weiteren Demonstration am Samstag in Recife setzte die Polizei Tränengas ein.

Die Militärpolizei im Bundesstaat Rio Grande do Sul erklärte, Freitas habe eine Mitarbeiterin des Supermarkts in Porto Alegre bedroht, die daraufhin den Wachschutz gerufen habe. Die zwei Wachleute wurden festgenommen. Bei einem von ihnen handelt es sich um einen Militärpolizisten, der Teilzeit in dem Supermarkt arbeitete. Carrefour verurteilte das Vorgehen der Sicherheitsleute und kündigte ein Ende der Zusammenarbeit mit der betreffenden Wachschutzfirma an.

Freitas wurde am Samstag beerdigt, an der schlichten Trauerfeier nahmen etwa 40 Menschen teil. Sein Vater João Batista Rodrigues Freitas sagte AFP, er empfinde "eine immense Traurigkeit". Er hoffe, dass die durch den gewaltsamen Tod seines Sohnes ausgelösten Emotionen "unsere Gesellschaft verbessern" und "dass wir die Grundsätze der Gleichheit auf den Schulbänken unterrichten".

Brasiliens rechtsextremer Staatschef Jair Bolsonaro schrieb im Onlinedienst Twitter, ohne die tödliche Prügelattacke konkret zu nennen, Brasiliens Probleme lägen "jenseits von Rassenfragen". In einem weiteren Tweet versicherte der Präsident in Anspielung auf die Farben der brasilianischen Flagge, er sehe alle Brasilianer "in den selben Farben: grün und gelb".

Bolsonaros Vize Hamilton Mourão erklärte, Freitas' Tod habe nichts mit Rassismus zu tun. "Für mich gibt es in Brasilien keinen Rassismus", erklärte er.

Der Abgeordnete Matheus Gomes aus Porto Alegre warf Bolsonaros Regierung vor, Diskriminierungen zu ignorieren. "Wir wissen, wie schwer es ist, ein Bewusstsein zu schaffen, denn die Feinde des Kampfes gegen Rassismus sind jetzt an der Macht", sagte der Politiker AFP. In Brasilien sind mehr als die Hälfte der 212 Millionen Einwohner dunkelhäutig.

by SILVIO AVILA