Auftakt im Saarland-Krimi
Der in Völklingen, im Saarland, geborene Schauspieler Daniel Sträßer (geb. 1987) ist einer der beiden Hauptermittler im neuen Saarland-“Tatort”-Team. Gleich zu Beginn des ersten Falls “Das fleißige Lieschen” (13. April, 20:15 Uhr, das Erste) wird der Wahl-Berliner als Kommissar Adam Schürk auf beeindruckende Weise eingeführt. Was er gedacht hat, als er die Szene im Drehbuch gelesen hat, und was er an der extremen Figur wirklich mag, verrät der Künstler im Interview mit spot on news. Dabei erzählt er übrigens auch, wie überraschend eng er mit anderen kommenden “Tatort”-Stars verwoben ist.
Daniel Sträßer: Zunächst bedeutet es, dass wenn man gefragt wird, was man denn mache oder was man gerade drehe, jeder das Format kennt. Ich glaube, es gibt niemanden, der noch nie einen “Tatort” gesehen hat und sich zumindest grob was darunter vorstellen kann oder auch eine Haltung dem Format gegenüber hat. Neulich, auf einer Veranstaltung der Berlinale, habe ich Ulrike Folkerts [58, “Tatort”-Kommissarin Lena Odenthal] kennengelernt und es war ein schöner Moment, mich ihr als Kollege vorstellen zu können.
Sträßer: Wie es der Zufall so will, wird meine langjährige Freundin Jasna Fritzi Bauer [31] ab diesem Jahr auch Kommissarin im Bremen-“Tatort”. Eine andere gute Freundin, Carol Schuler [33], übernimmt die Ermittlungen im Züricher “Tatort” und zuletzt habe ich mit Corinna Harfouch [65] gedreht, die bald in Berlin ermitteln wird. Mit diesen dreien habe ich mich am meisten unterhalten, aber wir sind ja alle, was das Ermitteln im “Tatort” betrifft, noch Neulinge. Aber ich finde, man wächst da schnell rein und ist als regelmäßiger Krimi-Konsument gebrieft genug.
Sträßer: Ein Lieblingsteam habe ich nicht direkt. Ich mag, wie Jörg Hartmann seinen Faber als Rolle anlegt, und auch die jungen Kolleginnen aus Dresden mach ich sehr. Mein Lieblings-“Tatort”-Krimi stammt allerdings aus Wiesbaden. Ich glaube, er hieß: “Es lebe der Tod” [2016]. Ulrich Tukur [62] und Jens Harzer [48] in einem phänomenalen Schlagabtausch. Ganz großes Fernsehen.
Sträßer: Der erste Drehtag war extrem anstrengend und aufregend. Es hat wahnsinnig geregnet, daran erinnere ich mich. Und Mittagspause hatten wir auch keine, weil etliche Fotos und Interviews gemacht wurden. An den letzten Drehtag erinnere ich mich seltsamerweise nicht wirklich. Aber so viel kann ich sagen, an diesem Tag merkte ich, dass aus einem Team von anfangs Fremden eine Familie geworden war.
Sträßer: Besonders in Erinnerung bleiben werden mir die Szenen mit Marie Anne Fliegel [80, Rolle: Lida Tellmann]. Wie zart und berührend sie diese Rolle gespielt hat und mit was für einer emotionalen Kraft, die von dem Schicksal ihrer Figur erzählte. Das ließ kein Auge trocken und kein Herz ungerührt.
Sträßer: Vladimir und ich haben uns das erste Mal im Casting kennengelernt. Und es hat sofort gefunkt, würde ich sagen. Das war der Startschuss für viele gemeinsame Treffen – mit “Tatort”-Bezug und solche rein freundschaftlicher Natur.
Sträßer: Alles. Ich finde die Figuren, die uns der Autor Hendrik Hölzemann hier an die Hand gegeben hat, unfassbar facettenreich und aus sich heraus strahlend. An Adam im Speziellen mag ich, dass es oft nach Coolness aussieht, er aber alles andere als cool ist. Die explosive Kraft, die dann aus einer Ruhe heraus schießt, aufflammt und – zumindest scheinbar – wieder erlischt.
Sträßer: Ich dachte: Wow! So führt man eine Figur ein. Ein ganz kurzer Moment erzählt ganz, ganz viel und weckt im Zuschauer, glaube ich, sofort ein Interesse.
Sträßer: Es ist nicht mein persönlicher Weg. Der wäre deutlich pazifistischer. Aber ja, es ist eine Form, auf ein Unrecht zu reagieren. Die moralische Bewertung der Art und Weise überlasse ich anderen. Tausendmal lieber als das viel zu häufige Wegsehen in der Gesellschaft, ist mir das aber allemal.
Sträßer: Wir sehen uns alle ständig, und besonders jetzt gerade, einer Situation gegenüber, in der wir Zivilcourage zeigen müssen. An den europäischen Außengrenzen wird Menschen ihr Recht auf Asyl verwehrt, wird tatenlos zugesehen, wie ein Virus früher oder später ein Massensterben auslösen wird. Der Zynismus, mit dem diese Unmenschlichkeit hier von der Politik totgeschwiegen wird, hinterlässt mich sprachlos. Wir können uns gerade nicht versammeln und auf die Straße gehen, um uns für diese Menschen in den Lagern und ihre Rechte stark zu machen, aber es gibt andere Wege des Protests und für den Einsatz für Menschenrechte. Check: #leavenoonebehind
Sträßer: Ja, das war vor dem Virus als großes gemeinsames Happening bei mir vorm Beamer geplant. Jetzt wird’s wohl im engsten Kreis stattfinden.
Sträßer: Ich bin sehr, sehr gespannt auf das Feedback. Einen Vorgeschmack habe ich schon bei der Preview in Saarbrücken beim Max Ophüls Festival bekommen. Das war alles sehr positiv. Angespannt bin ich aber nicht. Ich weiß, wir haben einen guten Film gemacht und ich freue mich, wenn die Leute den endlich angucken können.
Sträßer: Tja, wenn ich das wüsste. Momentan stoppen alle Drehs. Gerade sollte ich eine Komödie in Köln drehen, an der Seite von Corinna Harfouch, aber seit einiger Zeit stehen alle Räder still…
(ili/spot)