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Wo steckt Chinas Außenminister?

Der höchste Diplomat des kommunistischen Regimes ist seit dreieinhalb Wochen verschwunden.

Zuletzt öffentlich gesehen wurde Qin Gang (57) am 25. Juni, als er in Peking den russischen Vize-Außenminister Andrej Rudenko empfing. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.

Im Land gibt es gewaltige Spekulationen über den Verbleib von Qin Gang. Eine der meistgeteilten Theorien in Chinas sozialen Netzwerken: Der Minister habe eine Affäre mit einer Hongkonger TV-Moderatorin, möglicherweise sogar ein außereheliches Kind. Und dafür werde er jetzt diszipliniert.

Die Ungewissheit kommt zu einem heiklen Zeitpunkt! Denn: Die beiden Weltmächte China und USA versuchen derzeit, den Austausch auf hoher Ebene wieder aufzubauen. Qin Gang spielt dabei eine zentrale Rolle.

Zuletzt um Annäherung bemüht: US-Außenminister Anthony Blinken (l.) und Chinas Außenminister Qin am 18. Juni in Peking

Seit seinem Verschwinden ließ der Politiker einige wichtige Treffen ausfallen.

▶︎ Am 10. Juli sollte Qin Gang etwa in Peking mit dem EU-Chefdiplomaten Josep Borrell zusammen treffen. Doch fünf Tage vorher wurde der Besuch abgesagt – ohne Erklärung.

▶︎ Vergangene Woche fehlte Gang bei einem Außenminister-Treffen in Indonesien, wo er auch mit US-Außenminister Anthony Blinken (61) zusammenkommen sollte. Der Chinese wurde von Wang Yi (69) aus dem Machtzirkel der Kommunistischen Partei vertreten.

Wang Yi vertrat Qin Gang in Indonesien

Wang sagte Blinken laut einem Bericht des „Wall Street Journal“, dass die Abwesenheit des chinesischen Außenministers „gesundheitliche Gründe“ habe. Ähnlich hatte sich auch das Ministerium selbst zuletzt geäußert.

Fakt ist: China nennt gesundheitliche Probleme oft als Grund für das Untertauchen von hochrangigen Personen. Manchmal stimmt es, manchmal ist es gelogen.

Kurz vor Ende der Tour rannte er über die Grenze nach Nordkorea – und verschwand.

Die Regierung hat eine neue China-Strategie beschlossen – nach langem internem Streit.

Ansonsten gibt sich Chinas Regierung wortkarg, was den Verbleib von Qin Gang betrifft. „Chinas diplomatische Aktivitäten schreiten stetig voran“, antwortete das Außenministerium etwa auf eine Anfrage des „Wall Street Journal“.

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