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Wissenschaftler attackieren die Bundesregierung! Inzidenzwert – “Darf nicht das Mass aller Dinge sein”

Immer wenn die deutsche Politik hinsichtlich der aktuellen Lage in der Corona-Pandemie neue Entscheidungen treffen muss, schaut man dort generell immer zuerst auf den Inzidenzwert. Dies hat nun bereits dazu geführt, dass der Inzidenzwert zum Teil den Alltag der Menschen bestimmt. Denn an diesem Wert machen die Politiker seit geraumer Zeit fest, ob Schulen und Geschäfte geöffnet bleiben oder geschlossen werden müssen. Jetzt haben jedoch zahlreiche Wissenschaftler dafür plädiert, nicht starr auf den Inzidenzwert zu vertrauen, sondern auch andere Daten in ihre Entscheidung miteinzubeziehen.

Inzidenzwert muss differenziert betrachtet werden

Jetzt hat eine Analyse des statistischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität München nämlich ans Licht gebracht, dass der Inzidenzwert eindeutig nicht das “Maß aller Dinge“ ist. Die Wissenschaftler der LMU zählen zu den besten Statistikern des Landes und erklären in ihrem Bericht, wieso die alleinige Berücksichtigung des Inzidenzwertes auch zu einer Verfälschung der Infektionslage führen kann. “100 ist nicht gleich 100“, schreiben zum Beispiel die Professoren Helmut Küchenhoff und Göran Kauermann. Die beiden Wissenschaftler zeigen nämlich eindrucksvoll auf, dass diese Zahl lediglich wiederspiegelt, wie viele Infektionen letztendlich entdeckt und gemeldet wurden. Dabei habe vor allem die Fragen wer und wie viel getestet wird einen enorm großen Effekt auf den ermittelten Inzidenzwert. Seit dem 10. März ist nun zum Beispiel vor allem die Zahl der Ansteckungen bei den Ü60-Jährigen stark angestiegen. Dies fällt vor allem mit dem Angebot der Schnelltests in Supermärkten und Apotheken zusammen, die seit dem 8. März verkauft werden. Bei positiven Ergebnissen des Schnelltests muss dann ein PCR-Test gemacht werden. Dessen Ergebnis liegt 1 – 2 Tage später vor. “Der auffällige Sprung zum 10. März fällt also genau mit diesem Zeitfenster zusammen“, schließen die Statistiker aus den ihnen vorliegenden Daten.

Gleicher Effekt auch bei Kindern und Jugendlichen ersichtlich

Auch bei bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren steigen die Infektionszahlen deutlich an. Auch dies ist allerdings eine unmittelbare Folge der verstärkten Tests. Schon seit einigen Wochen dürfen vor allem jüngere Schüler wieder zur Schule gehen und erhalten Präsenzunterricht. Dadurch hat sich die Nummer der Tests in dieser Altersgruppe natürlich ebenfalls deutlich erhöht. Zu dieser Statistik haben die LMU-Wissenschaftler ebenfalls eine eigenen Ansicht. Denn sie glauben, “dass steigende Inzidenzen bei Kindern nicht zu steigenden Inzidenzen in anderen Altersgruppen“ führen würden. Noch immer gibt es keine Hinweise darauf, dass die Infektionen in Kitas und Schulen sich zu Pandemietreiber entwickeln. Zu dieser Erkenntnis war das Robert Koch-Institut (RKI) schon Ende Februar gekommen, als von den Experten festgestellt wurde, dass größere Ausbruchsgeschehen an Schulen mehr die Ausnahme als die Regel sind.

Wissenschaftler fordern Inzidenzwerte nach Alter zu differenzieren

Ein weiteres Problem sehen die Wissenschaftler darin, dass die Politik bei ihren Entscheidungen immer nur den Inzidenzwert sehen, ohne diesen auch nach dem Alter der angesteckten Personen aufzuschlüsseln. In diesem Fall könnten vor allem Probleme entstehen, wenn die Inzidenzen in den verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich entwickeln. Mittlerweile ist bekannt, dass vor allem ältere Menschen ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung haben. Trotzdem ist die Todesrate bereits jetzt deutlich gesunken, weil die Ü80-Jährigen zum großen Teil bereits geimpft wurden. Die hochbetagten Menschen stecken sich nun also deutlich seltener an. Auch solche Punkte müsse die Politik in ihre Lagebewertung miteinbeziehen. “Wir kommen zu dem Schluss, dass man die Gesamtinzidenz nicht als das ‚Maß aller Dinge‘ betrachten sollte“, kommen die Wissenschaftler zu einem eindeutigen Schluß. Sie fordern deshalb die Einbeziehung andere Daten, wie altersspezifische Inzidenzen, den R-Wert, die Hospitalisierungsrate und die Sterblichkeit, um die möglichst beste Entscheidung treffen zu können. Und fordern gleichzeitig auf, diese Vorschläge möglichst schnell umzusetzen. Denn das Infektionsgeschehen ändere sich durch die

neu auftretende Virusvarianten ständig.

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