Das Bundeswirtschaftsministerium und die Unternehmen der Solarwirtschaft sind sich bei den nötigen Schritten für einen massiven Ausbau der Solarenergie in den kommenden Jahren weitgehend einig. Branchenvertreter begrüßten am Freitag beim zweiten Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dessen Pläne als "ehrgeizig" und grundsätzlich gut ausgestaltet. Nun müssten "schnell konkrete Gesetzesinitiativen" folgen, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig.
Den Plänen der Bundesregierung zufolge sollen bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. "Die Photovoltaik soll mit einer installierten Leistung von 215 Gigawatt bis 2030 hier einen wichtigen Beitrag leisten", erklärte Habeck. "Mit der heute vorgelegten Strategie wollen wir den Ausbau nochmal deutlich beschleunigen und alle Bremsen lösen, die ein höheres Tempo beim Zubau bislang verhindert haben."
Allein im ersten Quartal habe es einen Zubau von Solarenergie von 2,7 Gigawatt gegeben, führte Habeck aus. Sollte sich dieser Trend bestätigen, gebe es erstmals in Deutschland die "Chance, zweistellige Zahlen beim Zubau zu sehen, das wäre wirklich ein dickes Ausrufezeichen".
Die Strategie sieht nun etwa vor, dass Freiflächen leichter zur Bebauung mit Photovoltaikanlagen freigegeben werden. Photovoltaikanlagen auf Dächern sollen zur Regel werden. Als wichtiger Anreiz dafür soll die Vermarktung des so produzierten Stroms vereinfacht werden. Für Privatleute soll es bedeutend einfacher werden, eigenen Solarstrom einzuspeisen oder in sogenannten Mieterstrommodellen direkt an Nachbarn zu verkaufen. Für Kleinanlagen für den Balkon soll die Meldepflicht gelockert werden.
Industriepolitisch setzt das Wirtschaftsministerium etwa auf Investitionsförderprogramme und mehr Geld für Forschung und Entwicklung. Auch bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels soll insbesondere auf den Bereich der erneuerbaren Energien abgezielt werden.
Insgesamt enthalte die Strategie "viel Licht und kaum Schatten", lobte BSW-Chef Körnig. "Hohe Erwartungen haben wir zum Beispiel an die neue 'Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung' mit Solarstrom." Die Stromproduktion etwa in einer Eigentümergemeinschaft werde dann möglich sein, "ohne dass man dadurch zum Stromversorger wird, ohne dass man zugleich eine Vollversorgung für die Verbraucher im Haus organisieren muss und ohne aufwändige Bürokratie oder teure zusätzliche Zählertechnik".
Für die konkrete Umsetzung sei nun Eile geboten, "damit der Solarturbo noch in dieser Legislaturperiode die gewünschte Beschleunigungswirkung entfalten" könne, forderte Körnig. Die Ausbauziele seien zwar "ohne Frage ehrgeizig, aber auch ohne Alternative". Nun sei überall "Lichtgeschwindigkeit" beim Ausbau nötig.
pe/hcy