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Wirtschaftsinstitute: Deutsche Wirtschaft in diesem Jahr im Abschwung

Schwacher Konsum, hohe Inflation, viel Verunsicherung: Die deutsche Wirtschaft ist im Abschwung und dürfte das Jahr mit einer deutlichen Rezession abschließen. Drei führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizierten für 2023 einen Rückgang der deutschen Wirtschaft zwischen 0,4 und 0,6 Prozent und eine hohe Inflation von sechs Prozent. In diese Entwicklung reiht sich die Industrieproduktion ein: Laut Statistischem Bundesamt ging sie im Juli erneut zurück.

Das Ifo-Institut geht von einem Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent in diesem Jahr aus und erwartet für das kommende Jahr dann ein Wachstum von 1,4 Prozent. Damit hielt das Institut in seiner am Donnerstag veröffentlichten Prognose an der Schätzung für dieses Jahr fest, setzte den Wert für 2024 aber leicht herab.

"Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Anders als bislang erwartet "dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben". Ein "Lichtblick" sei hingegen der private Konsum, fuhr er fort. Das Institut rechnet mit einer allmählich steigenden Kaufkraft und mit nur noch 2,6 Prozent Inflation im nächsten Jahr - nach 6,0 Prozent in diesem Jahr.

Das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung geht von einem noch stärkeren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6 Prozent in diesem Jahr aus. Damit zeigte sich das Institut auch noch einmal pessimistischer als im Juni - damals hatte es mit einem Minus von 0,3 Prozent gerechnet. Auch für 2024 senkte das RWI seine Wachstumsprognose von zwei Prozent auf 1,1 Prozent.

Grund für die Anpassungen sei, dass sich die "konjunkturellen Hemmnisse nur langsam verringern", erklärte das Institut. Die Firmen bräuchten Planungssicherheit mit Blick auf die Energiepolitik, damit sie ihre Investitionen erhöhen. Größtes Risiko für die Konjunktur blieben derzeit die "beträchtlichen Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft", dazu gehörten die Entwicklung der chinesischen Konjunktur und der Fortgang des Ukraine-Kriegs.

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) platzierte seine Prognose in der Mitte und rechnet mit einem Abschwung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent in diesem Jahr. Für das kommende Jahr rechnet es wieder mit einem Plus von 0,9 Prozent. Die Weltwirtschaft verliere weiter an Schwung, Produktion und Welthandel stagnierten, hieß es zur Begründung. Aus Verunsicherung durch die Energiekrise hätten Privathaushalte ihren Konsum eingeschränkt und ihn "im zweiten Quartal nicht wieder ausgeweitet".

"Alles in allem dürfte die Produktion in Deutschland im dritten Quartal 2023 zurückgehen", erklärte Oliver Holtemöller vom IWH. Für Juli gab das Statistische Bundesamt am Donnerstag neue Zahlen heraus: Die Produktion im produzierenden Gewerbe sank verglichen mit dem Vormonat um 0,8 Prozent, im Jahresvergleich stand ein Minus von 2,1 Prozent. Die Produktion im wichtigen Kfz-Bereich ging um 9,4 Prozent deutlich zurück.

"Die erneut rückläufige Industrieproduktion gibt Anlass zur Sorge", kommentierte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Zahlen. Neben einer schleppenden weltweiten Nachfrage, hohen Zinsen und einem Mangel an Fachkräften belasteten insbesondere die weiterhin hohen Energiekosten die Industrie. Laut DIHK erwägen oder planen knapp zwei Drittel der deutschen Industriebetriebe eine Verlagerung von Produktionskapazitäten in das Ausland.

ING-Analyst Carsten Brzeski sagte zu den Zahlen, eine Stagnation der Industrie und der Gesamtwirtschaft sei mittlerweile offenbar "die neue Nomalität". Deutschland habe insgesamt einen "sehr schwachen Start ins dritte Quartal" hingelegt. Mit Blick auf den von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorgeschlagenen "Deutschland-Pakt" zur Modernisierung des Landes fügte er an, immerhin sei der Ernst der Lage erkannt worden.

hcy/pe