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Wird Thomas Gottschalk heute zu wenig gewürdigt?

Neues Anekdoten-Buch

Thomas Gottschalk (69) ist nach wie vor einer der größten und beliebtesten deutschen Entertainer. Jahrzehnte lang wurde er für seine Spontanität, Witz und Charme gefeiert. Daran erinnert das Buch “Thomas Gottschalk – kleine Anekdoten aus dem Leben eines großen Entertainers” von Ulli Wenger, das am 17. März im mvg Verlag erscheint. Im Interview mit spot on news erklärt der Autor, was das Erfolgsgeheimnis des Moderators ist und warum sich die Erfolgskurve mit dem Aus bei “Wetten, dass..?” so dramatisch änderte.

Ulli Wenger: Weil auch er in zwei Büchern nicht alles aus seinem schillernden Leben verraten hat. Seine erste Liebe Bonnie hat er ebenso verschwiegen wie seinen Fauxpas mit dem Münchner Sophie-Scholl-Gymnasium. Dass er mal als Lateinlehrer im Kloster Ettal war oder wie er Thea mit seinen Bügelkünsten beeindruckt hat. Ich schildere viele Geschichten nicht nur aus seiner Sicht, sondern aus mehreren Perspektiven, denn erst dann wird’s auch eine runde Sache!

Wenger: Ja. Er fühlte sich sehr geehrt, als ich ihm andere Bücher aus dieser Reihe zeigte. Deshalb wollte er mir ursprünglich auch das Vorwort liefern. Leider hat das dann nicht geklappt, weil er im Vorweihnachtsstress zwischen Baden-Baden, Los Angeles, New York und Las Vegas einfach nicht mehr dazu kam. Stattdessen hat er Fritz Egner gebeten, diesen Job zu übernehmen.

Wenger: Unbedingt! Sein Vorbild war bekanntlich Hans-Joachim Kulenkampff. Auch der moderierte zuerst im Radio, redete immer, wie ihm der Schnabel gewachsen war, flirtete mit jeder Frau und überzog seine Shows hemmungslos. Gottschalk war 30 Jahre jünger als “Kuli”, gehörte aber schon zur Nachkriegsgeneration und konnte so viel unbekümmerter und lausbübischer auftreten. Anders als Kuli hat er schon eine Teenagergeneration übers Radio für sich begeistern können, und die haben ihm später vor dem Bildschirm auch jahrzehntelang die Treue gehalten.

Wenger: Ja, zumindest von der Generation, die mit Smartphone und Social Media aufgewachsen ist. Die kennt ihn gar nicht mehr aus dem Radio (“Pop nach acht”), hat selten “Wetten, dass..?” geschaut, und ihn allenfalls noch in der Werbung oder bei skurrilen TV-Auftritten neben Heidi Klum oder Dieter Bohlen erlebt.

Wenger: Dass er stets “auf Sendung” ist, egal, ob irgendwo gerade eine Kamera läuft oder nicht. Er kann sich immer auf seine Schlagfertigkeit verlassen, findet eigentlich in jeder Situation die passende Pointe. Braucht aber auch immer Publikum und im Idealfall einen Sparringspartner wie Günther Jauch. Mit Gottschalk wird’s nie langweilig.

Wenger: Weil er sich nie hat verbiegen lassen, er war im besten Sinne auch unberechenbar. Das hat doch den Reiz von “Wetten, dass..?” ausgemacht. Du wusstest zwar, dass Weltstars dort auftreten, aber nie, was genau passiert. Ob sich ein Baggerfahrer blamiert oder eine Sängerin entblößt, welche Wette gelingt oder wie lange ein Hollywood-Star es auf der Couch aushält. Aber alles undenkbar ohne Gottschalk, den zentralen Zeremonienmeister.

Wenger: Gottschalk war “Wetten, dass..?” und umgekehrt. Da passte einfach alles. Auch Günther Jauch hat sich mal gefragt, warum die Sendungen seines Freundes außerhalb von “Wetten, dass..?” nicht gleichermaßen funktionieren. Jauchs Fazit: “Er braucht das Fluidum dieser großen Live-Shows”.

Wenger: Weil es der Wendepunkt in Gottschalks Leben war. Thomas macht sich bis heute Vorwürfe, dass er den jungen Leistungsturner nicht von seiner Wette abgehalten hat: “Sein Ehrgeiz war größer als meine Bedenken”. Er hat die Show damals unterbrochen mit dem Satz “Sie sehen mich am Ende meiner Kunst”. In diesem Moment war klar: Das ist auch das Ende “seiner” Show. Umso mehr freue ich mich auf das einmalige Revival am 7. November in Offenburg – sofern Corona das erlaubt.

Wenger: Ich fiel aus allen Wolken. Ich dachte wirklich, Thea und er machen’s wie Queen Elizabeth und Prinz Philip und feiern nicht nur die Goldene, sondern auch noch die Gnadenhochzeit.

Wenger: Karina lernte ich 1987 während meines Volontariats beim damaligen Südwestfunk in Baden-Baden kennen. Eine sehr attraktive Frau, sie arbeitete im Zeitungsarchiv und war die Freundin eines Mit-Volontärs. Wir beide verstanden uns auf Anhieb gut, deshalb war ich oft und gerne bei ihr, wenn ich für meine Radiobeiträge etwas zu recherchieren hatte.

Wenger: Eine schwierige Frage. Es sind schließlich 37 Anekdoten und in jeder einzelnen steckt ganz viel Herzblut drin. Ich entscheide mich für das Kapitel über den Münchner Starkoch Alfons Schuhbeck. Mit ihm hat Gottschalk schon sehr früh im Radio gekocht (“Der wollte immer mit dem Geweih umrühren!”), außerdem haben sie mit Arnold Schwarzenegger gemeinsam im Fitnessstudio geschwitzt. Nicht zuletzt sind die beiden TV-Stars auch Mitglieder der sehr exklusiven “Marinekameradschaft Lohengrin”.

(ili/spot)

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