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Wildtiere dehnten Aktionsradius während Coronapandemie zeitweise deutlich aus

Zu Beginn der Coronapandemie haben Säugetiere während der strengen weltweiten Lockdownmaßnahmen ihren Aktionsradius deutlich ausgedehnt. Das zeigt eine internationale Studie unter Beteiligung des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt am Main und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf, über welche die Einrichtungen am Freitag berichteten. Experten werteten die Bewegungsdaten von mehr als 2300 wildlebenden Tieren aus, die zu Forschungszwecken mit GPS-Sendern versehen sind. Während strenger Lockdowns legten diese um bis zu 73 Prozent längere Strecken zurück als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Zudem hielten sich die besenderten Tiere zwischen Januar und Mai 2020 bis zu 36 Prozent näher an Straßen auf, wie aus der in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichten Untersuchung hervorgeht. Analysiert wurden Bewegungsmuster von Individuen ganz unterschiedlicher Arten - von Elefanten und Giraffen über Bären bis hin zu Hirschen. Nach eigenen Angaben wollten die beteiligten Wissenschaftler untersuchen, ob es für die zahlreichen Berichte über eine Erholung der Natur während der globalen Pandemie handfeste Belege gibt.

"Uns ist es gelungen, evidenzbasiert zu belegen, dass weltweit Säugetierarten ihr Verhalten während der Pandemie verändert haben", erklärte der führend an der Untersuchung beteiligte Experte Justin Calabrese vom Helmholtz-Zentrum. Aus Sicht der Wissenschaft habe es sich bei der ersten Phase der Pandemie, in der die Welt weitestgehend stillstand, um eine einmalige Gelegenheit für ein natürliches Experiment auf globaler Ebene gehandelt. Es habe sich beobachten lassen, wie Wildtiere auf Veränderungen menschlichen Verhaltens reagierten.

Die zunehmende Annäherung an Straßen führen die Forschenden dabei auf einen geringeren Autoverkehr in der Phase strenger Lockdownmaßnahmen zurück. Auch die generelle Ausdehnung der beobachteten Bewegungsradien sehen sie als Folge einer pandemiebedingt zeitweise verringerten menschlichen Präsenz im Freien.

Dazu passt nach Angaben der Verfasser der internationalen Studie, dass sich dieses Muster vor allem in Regionen mit strengen Lockdowns abzeichnete. Dort hätten die Tiere die Gelegenheit genutzt, um "neue Gebiete zu erkunden", berichtete der Senckenberg-Wissenschaftler Thomas Müller. In Regionen mit weniger strikten Maßnahmen legten die Tiere demnach kürzere Strecken zurück. Dies könnte laut Müller damit zusammenhängen, dass Menschen dort zu Besuchen im Freien ermutigt wurden und natürliche Gebiete so stärker frequentierten.

bro/cfm