Tatsächlich kann man schwer einschätzen, wie reich man wirklich ist. Wer hohe Rücklagen oder Immobilien hat, ist nicht automatisch der Ansicht, dass er reich ist. Eine aktuelle Auswertung verrät, wo man sich gegebenenfalls im Ranking der reichsten Deutschen befindet.
Wenn sich Millionäre selbst unterschätzen
Geht es um die Selbstwahrnehmung, so haben viele Deutsche durchaus Schwierigkeiten. Das prominenteste Beispiel ist Bundeskanzler Friedrich Merz. Nach eigenen Angaben besitzt er ein großes Vermögen, schließlich hat er sogar eine zweimotorige Propellermaschine. Das heißt aber für ihn nicht, dass er reich ist. Merz ist der Meinung, er sei Teil der „gehobenen Mittelschicht“. Sein Vorgänger Olaf Scholz hat sich ebenfalls der Mittelschicht zugehörig gefühlt. Dass derartige Aussagen natürlich politisch motiviert sind, ist kein großes Geheimnis. Dennoch gibt es viele Menschen in Deutschland, die ihre eigene finanzielle Position unterschätzen.
Wer sich ein realistisches Bild machen will, der sollte sich die neueste Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft aus Köln ansehen. Die Experten haben die Ergebnisse der Vermögensbefragung der Deutschen Bundesbank ausgewertet und veröffentlicht. Das Ergebnis: In Deutschland liegt das sogenannte Medianvermögen bei 103.100 Euro. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine reichere und in eine ärmere Hälfte. Hier wird das Nettovermögen berücksichtigt, also der Gesamtwert aller Besitztümer abzüglich bestehender Schulden.
Wer also diesen Betrag besitzt oder übersteigt, der gehört somit bereits zur wohlhabenderen Hälfte des Landes. Natürlich auch dann, wenn es sich subjektiv anders anfühlt.
Ab wann gilt man laut Statistik als reich?
Die Vermögensverteilung wird in sogenannte Perzentile unterteilt. Mit 103.100 Euro liegt man exakt in der Mitte. Dabei erfolgt der Sprung in die reicheren Schichten schneller, als man womöglich vermuten mag.
Ab 196.300 Euro gehört man in Deutschland zu den obersten 40 Prozent. Wer mindestens 326.000 Euro besitzt, zählt schon zu den oberen 30 Prozent. Ab 472.000 Euro ist man bei den oberen 20 Prozent dabei und ab 777.2000 befindet man sich bei den obersten 10 Prozent. Wer über ein Vermögen im siebenstelligen Bereich verfügt, der ist Teil der finanziellen Elite. Soviel dazu, dass Friedrich Merz als Millionär Teil der gehobenen Mittelschicht ist.
Sieht man sich das andere Ende der Skala an, so erkennt man, dass man mit 49.100 Euro zu den oberen 60 Prozent gehören. Für die oberen 70 Prozent reichen sogar 19.100 Euro. Zugleich erkennt man auch, wie schnell Vermögen nach unten schwindet. Zu den ärmsten 20 Prozent gehört man, wenn man weniger als 7.100 Euro hat; Rücklagen von maximal 800 Euro bedeuten, man gehört zu den ärmsten 10 Prozent des Landes. Das erklärt am Ende aber auch, wieso es seit geraumer Zeit erhebliche Kritik am Glücksspielgesetz gibt. Schließlich schreibt der Gesetzgeber vor, pro Monat darf nur eine Maximalsumme von 1.000 Euro plattformübergreifend auf das Glücksspielkonto transferiert werden - ganz egal, wie hoch das Einkommen oder das Vermögen ist. Daher suchen immer mehr Spieler aus Deutschland Anbieter im Ausland, bei denen es keine gravierende Beschränkung gibt. Oft handelt es sich hier auch um Online Casinos ohne eine Mindesteinzahlung, sodass man überhaupt keine Vorgaben hat. Das heißt, der Spieler entscheidet selbst, wie hoch sein Mindest- bzw. Maximaleinzahlungsbetrag ausfällt.
Diese Zahlen zeigen ganz klar, wie stark das Vermögen in Deutschland konzentriert ist. Zudem offenbart auch die Auswertung, wie schmal der Grat zwischen finanzieller Sicherheit und Verwundbarkeit sein kann.
Warum das Alter eine entscheidende Rolle spielt
Die genannten Werte beziehen sich auf die gesamte Bevölkerung. Das führt natürlich zu Verzerrungen. Schließlich steht ein 25-Jähriger finanziell naturgemäß anders da als jemand, der sich kurz vor dem Ruhestand befindet. Aus diesem Grund hat das Institut der Deutschen Wirtschaft aus Köln die Daten zusätzlich noch nach Altersgruppen ausgewertet.
Unter 35-Jährige haben ein Medianvermögen von über 17.300 Euro. Zwischen 35 und 44 Jahren steigt der Wert auf 75.500 Euro. Bei den 45- bis 54-Jährigen liegt das Medianvermögen bei 146.200 Euro. Den Höchststand erreichen übrigens Menschen zwischen 55 und 64 Jahren mit durchschnittlich 241.100 Euro. Danach stinkt das Medianvermögen, da es in der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren bei 193.300 Euro liegt. Ab 74 Jahren liegt das Medianvermögen bei 172.500 Euro.
Der wohl wichtigste Punkt bei der Interpretation dieser Zahlen: Es handelt sich nicht um das individuelle Vermögen, sondern um das Haushaltsvermögen. Das heißt, das Alter der ältesten im Haushalt lebenden Person ist entscheidend.
Jüngere Menschen leben häufiger allein, während ab Mitte 30 die Paar- und Familienhaushalte dominieren. Zwei Einkommen, gemeinsame Rücklagen und ein Immobilienbesitz erhöhen natürlich das Vermögen. Im Ruhestand kehrt sich dieser Effekt dann teilweise um, da Einkommen wegfallen und Rücklagen Schritt für Schritt aufgebraucht werden.
Das Erbe muss nicht der Ursprung sein - wie ein Vermögen entsteht
Der Aufstieg in höhere Vermögensschichten erfolgt im Wesentlichen über zwei Wege. Weg Nummer 1: Erbschaft. Wer Immobilien oder größere Geldbeträge erbt, der überspringt oft mehrere Stufen der Vermögensskala. Aber dieser Weg ist keineswegs selbstverständlich. Etwa die Hälfte der Deutschen wird im Laufe ihres Lebens kein nennenswertes Erbe erhalten. Gerade einmal ein Drittel hat bereits ein Vermögen von mindestens 100.000 Euro geerbt oder geht davon aus, ein einmal ein entsprechend hohes Erbe zu bekommen.
Für die Mehrheit der Deutschen bleibt daher nur der langfristige Vermögensaufbau aus eigener Kraft. Für viele ist das auch ein klares Ziel, denn rund 83 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreichen wird, um den bisherigen Lebensstandard im Alter sichern zu können.
Ein bewährter Baustein ist die betriebliche Altersvorsorge. Sie wird inzwischen von etwa drei Viertel der Unternehmen angeboten. Hier fließt dann ein Teil des Bruttogehalts steuerbegünstigt in eine Vorsorgekasse, die häufig durch Arbeitgeberzuschüsse ergänzt wird.
Ergänzend dazu gewinnt die private Altersvorsorge an Bedeutung. Wer regelmäßig Beträge in Aktien, Fonds oder ETFs investiert, der profitiert vor allem vom Faktor Zeit. Schon kleine monatliche Beträge können über Jahrzehnte eine erhebliche Wirkung entfalten.
Reichtum bleibt extrem ungleich verteilt
Damit man die Verteilung besser einordnen kann, wird häufig der sogenannte Gini-Koeffizient herangezogen. Dieser misst die Ungleichheit von Vermögen auf einer Skala von 0 bis 1. Deutschland hat einen Wert von 0,724. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit auf Rang 10. Insgesamt wurden 32 untersucht. Brasilien weist etwa eine höhere Ungleichheit auf, während die Slowakei deutlich ausgeglichener ist.
Diese Ungleichverteilung hat in weiterer Folge natürlich auch gesellschaftliche Folgen: Sie beeinflusst die politische Teilhabe und am Ende sogar die Lebenserwartung einkommensschwächerer Gruppen.