"Grey's Anatomy". "Scandal." "Private Practice." "How To Get Away With Murder." "Station 19". Alle waren große Erfolge für ABC und seine Muttergesellschaft Disney. Shonda Rhimes hat all diese Serien entweder entwickelt (Grey's, Scandal, Private Practice) oder als ausführende Produzentin (HTGAWM, Station 19) geleitet. Sie verdiente mehrere Milliarden für ABC und Disney. Sie war die Königin des Network-TV. Sie hätte ihr eigenes Ticket schreiben sollen. Wir alle nahmen an, dass sie das tat. Ich meine, sie hat diesen enormen 100-Millionen-Dollar-Vertrag über vier Jahre mit Netflix unterzeichnet. Der Streaming-Riese hat in letzter Zeit einige der größten Produzenten der Unterhaltungsindustrie unter Vertrag genommen. Es wäre naheliegend, anzunehmen, dass Netflix sie umworben hat. Das haben sie auch, aber das ist nicht der eigentliche Punkt. Shonda wollte raus aus der Disney-Maschine, und zwar schnell.
Gegen Ende ihrer Zeit bei ABC/Disney produzierte sie 70 Stunden Fernsehen pro Jahr und verdiente mehr als 2 Milliarden Dollar pro Jahr für Disney und ABC. Aber man wollte ihr immer noch nicht geben, was sie wollte. Sie stritt mit ihnen um Budget und Inhalt. Sie stritt sogar mit dem Sender und dem Studio über einen Werbespot, den sie und die Stars ihrer Sendungen zur Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Hillary Clinton drehten. Dennoch war sie bereit, in gutem Glauben einen neuen Vertrag mit dem Sender auszuhandeln.
Anfang 2017 verhandelten ihre Agenten mit ABC/Disney über einen neuen mehrjährigen Vertrag. Der Chef der Fernsehgruppe hielt den Prozess auf. Es stellte sich heraus, dass sie entschlossen waren, ihren wertvollsten Schöpfer unter Wert zu verkaufen. Rhimes hatte es satt. Sie hatte es satt, zu kämpfen oder nicht respektiert zu werden, so hart für ihre kreative Vision kämpfen zu müssen. Sie hatte eine Sollbruchstelle und war sich nicht ganz sicher, wo diese lag. Es stellte sich heraus, dass ihre Sollbruchstelle Disneyland war.
Als Teil ihres Vertrages mit ABC hatte sie einen All-Inclusive-Pass für Disneyland. Da sie nicht in einer romantischen Beziehung ist, handelte sie auch einen zweiten Pass für ihr Kindermädchen aus. An einem Tag im Jahr 2017 wollten ihre Tochter im Teenageralter, ihr Kindermädchen, zwei jüngere Kinder und ihre Schwester den Tag in Disneyland verbringen. Ihre Kinder und das Kindermädchen waren durch die Pässe von Shonda und dem Kindermädchen abgedeckt. Ihre Schwester hatte jedoch keinen Pass und konnte Shondas Pass nicht benutzen, da die Jahrespässe nicht übertragbar sind. Sie wollte nur eine Karte für ihre Schwester, die mit Harper, Shondas Teenager, in den Vergnügungspark ging, während das Kindermädchen auf ihre beiden jüngeren Kinder aufpasste. Shonda hatte keine Zeit, ins Disneyland zu gehen.
Sie hat mit den Verantwortlichen von ABC/Disney hin und her telefoniert. Man sagte ihr, dass das Unternehmen niemals zusätzliche Pässe ausstellt. Aber schließlich bekam sie einen Extra-Pass. Als ihre Töchter, ihre Schwester und ihr Kindermädchen in Disneyland ankamen, funktionierte nur einer der Pässe. Shonda rief bei einer hochrangigen Führungskraft von ABC/Disney an. Er behandelte sie abweisend und soll gesagt haben: "Haben Sie nicht schon genug?
Rhimes war wütend. Sie legte auf, rief ihren Anwalt an und sagte ihm, er solle ihr einen Vertrag bei Netflix verschaffen, sonst würde sie ihn feuern und sich einen neuen Vertreter suchen. Der Rest ist Geschichte. Sie unterschrieb einen Vier-Jahres-Vertrag über 100.000.000 Dollar mit Netflix und verließ ABC nach 15 Jahren. Mit Netflix hatte sie schon seit mindestens einem Jahr in lockeren Gesprächen gestanden. Es war die Billigkeit von ABC/Disney und der gefälschte Disneyland-Pass, die diese Beziehung für immer zerbrechen ließ.
Dieser schicksalhafte Tag in Disneyland ist nun drei Jahre her und Rhimes steht kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten beiden Projekte für Netflix. Das erste ist eine Dokumentation über die legendäre Tänzerin, Choreografin, Philanthropin und Ikone Debbie Allen. Sie wird am 27. November veröffentlicht. Das zweite Projekt, das am ersten Weihnachtsfeiertag erscheint, ist das Historiendrama "Bridgerton". Rhimes hat beide produziert. Sie schuf "Inventing Anna" über die berüchtigte Betrügerin Anna Delvey. Der Film hat noch kein Veröffentlichungsdatum, wird aber in der ersten Hälfte des Jahres 2021 erwartet.
Der Wert der teuersten Jahreskarte für die Disney-Themenparks liegt übrigens bei 2.199 Dollar. Shonda brauchte nur einen All-Access-Pass für einen Tag. Das ist es, was ABC beschlossen hat, wegzuwerfen, 15 Jahre und Milliarden von Dollar an Einnahmen.
