Es ist nie eine gute Situation, wenn man seine eigene Mutter vor Gericht verklagt. Aber genau das passiert in Deutschland zwischen zwei Mitgliedern der Milliardärsfamilie Albrecht, die vor allem durch den verstorbenen Patriarchen Theo Albrecht als Mitbegründer der Discounterkette Aldi bekannt ist. Theos Vermögen von fast 20 Milliarden Dollar ist nun Gegenstand eines Gerichtsstreits, bei dem Theos Enkel Nicolay Albrecht Babette Albrecht und drei seiner Schwestern wegen angeblicher Veruntreuung verklagt, wie die deutsche Süddeutsche Zeitung sowie der Guardian und andere Medien ursprünglich berichteten.
Aldi wurde in den 1940er Jahren von den Brüdern Karl und Theo Albrecht gegründet und Anfang der 60er Jahre in eine südliche Abteilung, Aldi Süd, und eine nördliche, Aldi Nord, zu der auch Trader Joe's gehört, aufgeteilt. Nicolay behauptet vor Gericht, dass Babette, seine drei Schwestern und ihr Anwalt in unzulässiger Weise Millionen von Dollar aus einem der Treuhandfonds der Familie entnommen haben, und er fordert vor Gericht Schadensersatz in nicht genannter Höhe. Es ist nur die jüngste Spaltung in einer Familienfehde, die mindestens seit 2012 andauert, als Theos zweiter Sohn Berthold Albrecht starb und ein Testament hinterließ, das (unter anderem) die Macht der überlebenden Erben über die Kontrolle der drei getrennten Stiftungen, die das Finanzvermögen von Aldi Nord halten, erheblich einschränkte.
Im Jahr 2019 ordnete ein deutsches Gericht an, dass zumindest einige der Albrechts von ihren Positionen im Vorstand der Jakobus Stiftung (eine der drei Stiftungen der Familie) zurücktreten müssen, was sie Berichten zufolge nicht getan haben, und nun wird dieser Gerichtsstreit wahrscheinlich weitere Zweifel am endgültigen Schicksal des Albrecht-Familienvermögens aufwerfen. Da das Unternehmen auf alle drei Stiftungen angewiesen ist, um seinen weltweiten Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, könnte dies auch die Funktionsfähigkeit des Unternehmens im Wesentlichen einfrieren, bis der Konflikt beigelegt ist.
