Es gab eine Zeit, da war Elizabeth Holmes der Liebling der Biotech-Branche. Über sie wurde in Dutzenden von Medien (einschließlich androidkosmos) begeistert geschrieben. Dank des unglaublichen Erfolgs ihres Unternehmens hatte sie ein Nettovermögen von 4,5 Milliarden Dollar (auf dem Papier) angehäuft. Sie wurde als Innovatorin und Genie gepriesen. Leider sind diese Zeiten vorbei. Heute ist das Vermögen weg und die Börsenaufsichtsbehörde hat Elizabeth und ihr Bluttestunternehmen Theranos wegen massiven Betrugs angeklagt.
Zur Erinnerung: In der Blütezeit des Unternehmens versprach Theranos, eine Reihe von sehr speziellen Tests und Untersuchungen mit einer winzigen Blutprobe durchführen zu können, die man in der Apotheke vor Ort abnehmen lassen kann. Die Ergebnisse stünden fast sofort zur Verfügung. Dies wurde als Wunder angesehen, denn bis dahin mussten die Patienten ein Blutlabor aufsuchen, wo ihnen mit einer Nadel ein Fläschchen Blut abgenommen wurde und die Ergebnisse erst nach Tagen vorlagen.
Dummerweise waren die wundersamen Bluttests von Theranos gar keine Wunder, und heute hat die Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission) Anklage wegen Betrugs gegen Holmes und Theranos erhoben. Interessant ist, dass die Anklage bereits beigelegt wurde. Im Rahmen der Betrugsankündigung erklärte sich Holmes bereit, die Mehrheit der Stimmrechte aufzugeben und ihre Beteiligung am Unternehmen zu reduzieren. Außerdem zahlt sie eine Geldstrafe von 500.000 Dollar.
Weder Theranos noch Holmes haben ein Fehlverhalten zugegeben oder bestritten, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Theranos steht in der Kritik, seit im Oktober 2016 ein Artikel im Wall Street Journal erschien, der die Genauigkeit und Rechtmäßigkeit des Bluttests in Frage stellte. Dies führte zu einer Untersuchung, die zur Schließung eines der Theranos-Labore führte, in denen Blut getestet wurde, sowie zu einem zweijährigen Verbot für Holmes, ein klinisches Labor zu betreiben.
Im vergangenen Jahr schloss das Unternehmen einen Vergleich mit den Centers for Medicare and Medicaid Services, der staatlichen Behörde, die die Regulierung von Bluttestlabors überwacht. In dem Vergleich verpflichtete sich Theranos, zwei Jahre lang kein klinisches Labor zu besitzen oder zu betreiben.
Die Anschuldigungen der SEC gegen Theranos und Holmes sind nachstehend aufgeführt.
-Theranos machte "zahlreiche falsche und irreführende Aussagen in Investorenpräsentationen, Produktdemonstrationen und Medienartikeln" über seine Bluttesttechnologie, während es mehr als 700 Millionen Dollar aufnahm.
Dazu gehörten Behauptungen, dass das Verteidigungsministerium die Technologie von Theranos nutze und dass Theranos im Jahr 2014 mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz machen werde. Die SEC stellte fest, dass das Ministerium die Technologie in Wirklichkeit nie nutzte und das Unternehmen in jenem Jahr etwa 100.000 Dollar Umsatz machte.
Steven Peikin, ein Direktor der Enforcement Division der SEC, sagte in einer Mitteilung:
"Investoren haben Anspruch auf nichts Geringeres als die vollständige Wahrheit und Offenheit von Unternehmen und ihren Führungskräften. Die Anklagen gegen Theranos, Holmes und Balwani machen deutlich, dass es keine Ausnahme von den Betrugsbekämpfungsvorschriften der Bundeswertpapiergesetze gibt, nur weil ein Unternehmen nicht börsennotiert ist, sich in der Entwicklungsphase befindet oder Gegenstand überschwänglicher Medienaufmerksamkeit ist."
Holmes muss nun eine Geldstrafe von 500.000 Dollar zahlen. Außerdem darf sie 10 Jahre lang nicht als leitende Angestellte oder Direktorin eines börsennotierten Unternehmens tätig sein und muss 18,9 Millionen Aktien von Theranos zurückgeben. Auf diese Weise kann sie im Falle eines Verkaufs des Unternehmens nicht davon profitieren, es sei denn, die 700 Millionen Dollar, die es aufgenommen hat, werden zurückgezahlt.
Angesichts der 700 Millionen Dollar, um die es bei dem Betrug ging, könnte Holmes immer noch eine Gefängnisstrafe drohen.
