Die Sache mit dem Milliardärsein ist, dass man bis auf einen kleinen Bruchteil seines Vermögens alles verlieren kann und trotzdem unvorstellbar reich ist, aber trotzdem muss sich Hongkongs Pollyanna Chu Yuet Wah in diesen Tagen nicht gut fühlen. Denn jüngsten Berichten zufolge hat sie im ersten Halbjahr 2018 74 Prozent ihres gesamten Vermögens verloren.
Zu Beginn des Jahres verfügte Chu über ein Vermögen von rund 8,4 Milliarden Dollar, aber nach einigen schlechten Schicksalsschlägen für ihre Kingston Financial Group Ltd, ein Unternehmen, das sowohl Margin-Lending-Firmen betreibt als auch mehrere Kasinos in Macau, hat sie 6,2 Milliarden Dollar verloren, also gut 74 Prozent dieses Vermögens. Zwar ist sie mit einem Restvermögen von 2,2 Milliarden Dollar immer noch eine gesunde Milliardärin, aber sie ist nicht annähernd so reich wie früher, und der Verlust ist der größte, den eine Einzelperson in Asien im Jahr 2018 erlitten hat.
Alles begann im Januar, als die Securities and Futures Commission aufdeckte, dass 90 Prozent der Kingston-Aktien von einer Gruppe von nur 20 Aktionären kontrolliert wurden. Die Nachricht führte zu einem 17-prozentigen Wertverlust von Kingston, dem später ein weiterer Einbruch nach einem enttäuschenden Gewinnbericht für 2018 folgte. Ein kleiner Teil des Rückgangs ihres Vermögens kann wahrscheinlich auch auf einen Rückgang der Glücksspieleinnahmen in Macau zurückgeführt werden, wo Chu an von Kingston verwalteten Casinos beteiligt ist. Das Unternehmen erzielt dort Berichten zufolge 15 Prozent seiner Einnahmen aus der Glücksspielindustrie, wobei die erzielten 473,5 Millionen HK$ einen Rückgang von 3,8 Prozent im Geschäftsjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr bedeuten.
Kingston ist die wichtigste Finanzholding von Chu, aber ihre Vorliebe für Small-Cap-Aktien auf dem Hongkonger Markt hat dazu geführt, dass sie in Hongkong als "Königin der Briefkastenfirmen" bezeichnet wird. Anfang dieses Jahres schloss sie ein 5,2-Milliarden-Dollar-Geschäft zum Kauf des Großteils eines Hongkonger Wolkenkratzers ab, was Berichten zufolge die teuerste Immobilientransaktion aller Zeiten ist.
