In den Tagen nach dem Fall von Kabul kursierten Berichte, dass Ashraf Ghani, der bis dahin Präsident Afghanistans war, mit Millionen von Dollar in Aktentaschen aus dem Land geflohen sei. Nach Angaben von Ghani sind diese Berichte nicht wahr.
In einer aktuellen Presseerklärung antwortete Ghani auf die Kritik an seiner Reaktion auf den Abzug der USA aus Afghanistan, zu der zufällig auch Präsident Joe Biden gehört.
Ghani sagt, er "schulde dem afghanischen Volk eine Erklärung dafür, dass er Kabul am 15. August abrupt verlassen hat, nachdem die Taliban unerwartet in die Stadt eingedrungen waren." In der Presseerklärung heißt es weiter:
"Ich verließ die Stadt auf Drängen der Sicherheitskräfte des Palastes, die mich darauf hinwiesen, dass ein Verbleiben das Risiko birgt, dieselben schrecklichen Straßenkämpfe auszulösen, unter denen die Stadt während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren gelitten hatte... Kabul zu verlassen war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, aber ich glaube, es war der einzige Weg, die Waffen schweigen zu lassen und Kabul und seine 6 Millionen Bürger zu retten."
Ghani dementierte auch Berichte, wonach er mit 169 Millionen Dollar in bar aus dem Land geflohen sei, Berichte, die von einem Sprecher der russischen Botschaft bestätigt wurden. In seiner Erklärung sagte Ghani jedoch, dass dies nicht der Fall sei:
"Ich muss mich jetzt mit den haltlosen Behauptungen auseinandersetzen, dass ich beim Verlassen von Kabul Millionen von Dollar mitgenommen habe, die dem afghanischen Volk gehören. Diese Anschuldigungen sind völlig und kategorisch falsch.
Korruption ist eine Plage, die unser Land seit Jahrzehnten lähmt, und die Korruptionsbekämpfung war ein zentraler Punkt meiner Bemühungen als Präsident. Ich habe ein Ungeheuer geerbt, das nicht leicht oder schnell zu besiegen war.
Meine Frau und ich waren in Bezug auf unsere persönlichen Finanzen immer sehr gewissenhaft. Ich habe mein gesamtes Vermögen öffentlich deklariert. Auch das Familienerbe meiner Frau wurde offengelegt und bleibt in ihrem Heimatland Libanon aufgelistet. Ich begrüße eine offizielle Rechnungsprüfung oder Finanzuntersuchung unter der Schirmherrschaft der UN oder einer anderen geeigneten unabhängigen Stelle, um den Wahrheitsgehalt meiner Angaben zu beweisen. Meine engen Mitarbeiter sind bereit, ihre Finanzen einer öffentlichen Prüfung zu unterziehen, und ich möchte andere ehemalige hohe Beamte und politische Persönlichkeiten ermutigen und auffordern, dies ebenfalls zu tun."
Ob eine solche Prüfung stattfinden wird, bleibt abzuwarten.
