Eike Batista bereut wahrscheinlich mehr als nur ein paar Dinge. Schließlich war er noch vor wenigen Jahren der reichste Mensch in Brasilien und der siebtreichste Mensch auf dem Planeten mit einem Nettovermögen von 35 Milliarden Dollar. Und er war sehr zuversichtlich, was die Zukunft anging.
In einem "60 Minutes"-Interview aus dem Jahr 2010 sagte Eike voraus, dass er innerhalb von 10 Jahren der reichste Mensch der Welt mit einem Nettovermögen von mehr als 100 Milliarden Dollar sein würde.
Leider hat er sich in mehrfacher Hinsicht geirrt.
Erstens war der reichste Mensch der Welt im Jahr 2020, Jeff Bezos, knapp 200 Milliarden Dollar wert. Selbst wenn Eike also 100 Milliarden Dollar wert gewesen wäre, wäre er nicht annähernd der reichste Mensch des Planeten gewesen. Und zweitens ist Eike weder 100 Milliarden Dollar noch 50 Milliarden Dollar noch 35 Milliarden Dollar noch 1 Milliarde Dollar noch 1 Dollar wert. Heute sitzt Eike Batista in einer brasilianischen Gefängniszelle und hat ein negatives Nettovermögen.
Wie um alles in der Welt konnte Eike Batista so schnell und so tief fallen?
Batista galt als der kühnste und erfolgreichste Unternehmer einer Generation in Brasilien. Er wurde in Brasilien geboren und hat in Deutschland studiert.
Während er noch in Deutschland lebte, las Eike einen Zeitschriftenartikel über einen Goldrausch in Brasilien. Er brach die Schule ab, um zurück nach Brasilien zu gehen und am Goldrausch teilzunehmen.
Er lieh sich Geld, um eine Goldmine zu kaufen, was Batista seine erste Million einbrachte. In den 1980er-, 1990er- und 2000er-Jahren wuchs sein Geschäft, und mit dem Wachstum wuchs auch sein Nettovermögen.
Auf seinem Höhepunkt besaß er fünf Erdöl- und Erdgasunternehmen. Er wurde zum Milliardär und war 2010 mit einem Vermögen von 35 Milliarden Dollar der reichste Mensch Brasiliens und der siebtreichste Mensch der Welt.
Zum Unglück für Eike erreichten die weltweiten Rohstoffmärkte im August 2012 ihren Höhepunkt.
In den folgenden 12 Monaten ging die Ölproduktion seines größten Ölunternehmens OBX um 87 % zurück. OBX produzierte nicht mehr 750.000 Barrel Öl pro Tag, sondern nur noch 15.000. Der Zusammenbruch der Mineralienpreise brachte Batistas andere vier Unternehmen in ähnlicher Weise zu Fall. Im Laufe eines Jahres sank sein Nettovermögen um 99,4 %.
OBX meldete Konkurs an. Es war eine der größten Insolvenzen in der Geschichte Lateinamerikas.
Bis August 2013 war Eikes Nettovermögen auf 200 Millionen Dollar geschrumpft.
Zum Unglück für Batista sollte es noch viel, viel schlimmer kommen.
Im Jahr 2014 leitete die brasilianische Bundespolizei, Zweigstelle Curitiba, eine strafrechtliche Untersuchung mit dem Namen "Operation Car Wash" ein. Der ursprüngliche Auftrag der Task Force bestand darin, Geldwäschemethoden krimineller Organisationen zu unterbinden. Sie weitete sich schließlich auf Bestechung und Korruption zwischen der staatlichen brasilianischen Ölgesellschaft Petrobras, Führungskräften aus der Wirtschaft und Politikern aus. Es handelte sich um die größte Korruptionsuntersuchung in der Geschichte Brasiliens.
Einfach ausgedrückt, entdeckte die Task Force viele Fälle, in denen Führungskräfte von Petrobras enorme Bestechungsgelder im Austausch für die Vergabe von Bauaufträgen zu überhöhten Preisen annahmen.
Im Laufe der Ermittlungen wurden über tausend Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse ausgestellt. Die Task Force schätzte schließlich, dass bis zu 13 Milliarden Dollar an Geldern gewaschen wurden.
Zwei brasilianische Präsidenten wurden angeklagt und inhaftiert. Einer der ehemaligen Präsidenten, Luiz Inácio Lula da Silva, wurde zu 9 Jahren verurteilt, von denen er nach einem Berufungsverfahren letztlich 580 Tage absaß.
Im Januar 2017 führten die brasilianischen Behörden eine Razzia in der Villa von Eike Batista durch. Sie fanden einen Tresor mit 32.000 Dollar in bar und einen Lamborghini Aventador im Wert von 500.000 Dollar, der im Wohnzimmer geparkt war.
Batista wurde für flüchtig erklärt, weil er sich zum Zeitpunkt der Razzia in New York City aufhielt. Als er aus New York City nach Brasilien zurückkehrte, wurde Eike verhaftet und inhaftiert.
Am 3. Juli 2017 wurde Batista verurteilt, den ehemaligen Gouverneur von Rio de Janeiro, Sergio Cabral, bestochen zu haben, um lukrative Regierungsaufträge zu erhalten. Batista soll Cabral 16,6 Millionen Dollar gezahlt haben.
Eike Batista wurde schließlich zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Geschichte von Eike Batista ist einer der dramatischsten Fälle in der Geschichte des Reichtums und der Milliardäre.
In der Geschichte der 10 reichsten Menschen der Welt wurden nur zwei verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Der andere Milliardär? Der Kokainboss Pablo Escobar.
