Mit dem Krimi "Einer von uns" starteten Charly Hübner (47) als cooler Kommissar Alexander "Sascha" Bukow und Anneke Kim Sarnau (48) als feingeistige Profilerin Katrin König am 18. April 2010 ihre "Polizeiruf 110"-Karrieren. Seit inzwischen zehn Jahren ermitteln die beiden und ihr Team in Rostock. Ein ums andere Mal haben sie dabei nicht nur gezeigt, wie guter Krimi geht, sie demonstrierten auch, dass den "Polizeiruf 110" nur der Titel vom angeseheneren Kult-Sonntagskrimi "Tatort" unterscheidet. Doch kann das Team auch im neuen "Polizeiruf 110: Der Tag wird kommen", dem 22. Fall, wieder überzeugen?
Katrin König wird früh morgens beim Joggen am Warnow-Ufer von zwei Männern zusammengeschlagen, nachdem sie eine andere Frau - Nadja Flemming (Xenia Rahn) - vor deren Belästigung schützen wollte.
Besonders schlimm ist die Situation für König, da es ihr sowieso schon sehr schlecht geht, seit sich der Mörder Guido Wachs (Peter Trabner, geb. 1969) erneut bei ihr gemeldet hat. Sie hatte ihn durch eine Beweismanipulation in einem früheren Fall hinter Gitter gebracht. Nun setzt er König unter Druck: Entweder sie hilft ihm, wieder Kontakt zu seiner Frau zu bekommen, oder er wird sie ihres Vergehens bezichtigen.
Aber es kommt noch schlimmer: Nadja Flemming wird wenig später an der Warnow tot aufgefunden, mit einem Messer erstochen. Und dann ist da noch Bukows Vater Veit (Klaus Manchen, 83), der seinen letzten Deal plant, um dem Sohn ein Erbe zu hinterlassen...
Auf jeden Fall. Der Krimi ist sehr spannend, äußerst raffiniert gestrickt und obwohl viele der Haupt- und wiederkehrenden Figuren diesmal ihren eigenen, ganz persönlichen Kampf führen, verbinden sich die einzelnen Handlungsstränge zu einem großen roten Faden. Wirklich beeindruckend, wie viel in einen einzigen Krimi passt.
Fabelhaft gelungen ist auch das Aufgreifen des horizontalen Erzählstrangs, der vor allem Katrin König bereits seit einigen Folgen quält. Im "Polizeiruf 110: Für Janina" (November 2018) tauchte der Mädchenmörder Guido Wachs erstmals auf. Im "Polizeiruf 110: Söhne Rostocks" (Januar 2020) nahm er dann wieder Kontakt zu der Kommissarin auf. Und nun gipfelt die Verbindung in einen dramatischen Kampf um Königs Gewissen. "Es ging ganz klassisch um die Reflexion über Schuld und Sühne", erklärt Drehbuchautor Florian Oeller (geb. 1979) dem NDR dazu.
Oder um es mit den Worten des abermals grandios aufspielenden Charly Hübner zu sagen: "Mir gefällt an dem Film besonders gut, dass man hier den Mut hatte, lange Erzählbögen auf ihre Punkte hinzuführen und Säcke zuzumachen. Es ist schon heftig, was in diesem Film alles passiert, und das wird sicherlich auch das ganze Gefüge durcheinanderbringen." Wie wahr...