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WHO: Weltweite Zahl der wöchentlichen Corona-Neuinfektionen auf Rekordwert gestiegen

Dramatischer Anstieg in Europa bei Ansteckungen und Todeszahlen

Das Coronavirus breitet sich derzeit weltweit immer schneller aus, betroffen ist von dieser Entwicklung vor allem Europa. In der vergangenen Woche seien weltweit fast zwei Millionen Neuinfektionen registriert worden und damit so viele wie nie zuvor, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf in der Nacht zum Dienstag mit. Vor allem in Europa schnellten sowohl die Infektions- als auch die Todeszahlen nach oben.

Der WHO-Statistik zufolge wurden in der vergangenen Woche weltweit 1.998.897 neue Corona-Fälle registriert. Dies sei ein Anstieg um sechs Prozent gegenüber der Vorwoche und "die höchst Zahl an registrierten Fällen innerhalb einer Woche seit Beginn der Epidemie" Ende vergangenen Jahres in China. In Europa nahmen die Neuinfektionen exponentiell um elf Prozent zu, in Afrika dagegen gingen sie laut den gemeldeten Zahlen um zwölf Prozent zurück.

Die Zahl der neuen Corona-Todesfälle weltweit lag laut WHO bei 37.700 in der vergangenen Woche - sie ging demnach um rund zehn Prozent gegenüber der Vorwoche zurück. Allerdings galt dieser Trend nicht für Europa, wo die Zahl der Toten binnen einer Woche rapide auf über 4000 stieg. Dies sei ein Anstieg um 27 Prozent gegenüber der Vorwoche, erklärte die WHO.

Angesicht der dramatischen Entwicklung wollte der britische Regierungschef Boris Johnson am Dienstag im Parlament ein neues Maßnahmenpaket präsentieren. Unter anderem sollen in ganz England ab Donnerstag alle Restaurants, Pubs und Bars um 22.00 Uhr schließen müssen. Pläne für die Öffnung von Fußballstadien für die Fans ab 1. Oktober sollen vorerst auf Eis gelegt werden.

Am Montag hatten die Chefs der britischen Gesundheitsdienste die Corona-Alarmstufe von drei auf vier angehoben. Die Stufe vier bedeutet, dass das Virus in "gesteigertem" Ausmaß übertragen wird beziehungsweise die Infektionsrate "in exponentieller Weise" steigt. Bis Mitte Oktober könnten die täglich verzeichneten Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Großbritannien einen Stand von 50.000 erreichen, warnte der wissenschaftliche Berater der Regierung, Patrick Vallance, in einer Fernsehansprache. Derzeit sind es etwa 6000.

Auch in Österreich sollen zumindest im Westen des Landes Restaurants früher schließen müssen. Ab Freitag werde die Sperrstunde auf 22.00 Uhr vorgezogen, kündigten die Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg an.

In Spanien ist besonders Madrid betroffen; Gesundheitsminister Salvador Illa rief am Dienstag alle Hauptstadtbewohner zu erhöhter Vorsicht auf. Jeder müsse seine Kontakte und seinen Bewegungsradius auf ein Minimum beschränken, forderte Illa im Radiosender Cadena Ser. Die Lage sei im ganzen Land besorgniserregend, "in Madrid aber am meisten."

Im Kampf gegen das Virus hatte die konservative Regionalregierung von Madrid am Montag eine Reihe von Stadtteilen für zwei Wochen weitgehend abgeriegelt. Rund 850.000 Menschen in überwiegend ärmeren Stadtteilen im Süden von Madrid sowie in südlichen Vororten dürfen ihr Viertel de facto nicht mehr verlassen. Dass die Maßnahmen vor allem dicht besiedelte und einkommensschwache Viertel betreffen, obwohl die Fallzahlen auch in anderen Stadtteilen extrem hoch sind, sorgte bei den Betroffenen für Protest. Sie sprechen von einer "Ausgangssperre nach sozialen Klassen".

Tschechiens Regierungschef Andrej Babis räumte derweil Versäumnisse im Kampf gegen das Coronavirus ein. Seine Regierung habe falsch gehandelt, als sie die Beschränkungen vor den Sommerferien gelockert habe, sagte Babis am Montagabend in einer Fernsehansprache. Er habe sich von der Sommerzeit und der "allgemeinen Stimmung mitreißen" lassen. "Das war ein Fehler, den ich nicht wiederholen möchte." Wegen der zuletzt stark steigenden Infektionszahlen war zuvor der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtech zurückgetreten.

Insgesamt steckten sich seit dem Auftreten des neuartigen Coronavirus Ende vergangenen Jahres laut einer auf offiziellen Angaben beruhenden Zählung der Nachrichtenagentur AFP weltweit mehr als 31 Millionen Menschen an, fast 962.000 von ihnen starben.

by DANIEL LEAL-OLIVAS