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WHO sieht Europa in "alarmierender Lage" wegen neuer Coronavirus-Variante

Betten in britischen Krankenhäusern werden knapp

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert angesichts der Ausbreitung einer besonders ansteckenden Variante des Coronavirus und der allgemein steigenden Ansteckungszahlen in Europa. Die europäischen Staaten müssten noch größere Anstrengungen im Kampf gegen das Virus unternehmen, forderte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag in Kopenhagen. In Großbritannien, wo die neue Variante besonders grassiert, werden die Krankenhausbetten für Corona-Patienten knapp.

Europa befinde sich in einer "alarmierenden Lage", in der es gleichzeitig von einem deutlichen Anstieg der Neuinfektionen und der erstmals in England aufgetretenen Virus-Mutation betroffen sei, sagte Kluge. "Das bedeutet, dass wir für eine kurze Zeit mehr tun müssen, als wir bisher getan haben."

Konkret forderte der Regionaldirektor, die allgemein bekannten Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen nochmals zu "intensivieren". Nur so könnten die Neuansteckungen reduziert, die Gesundheitsdienste entlastet und Leben gerettet werden. Gepaart mit einer angemessenen Anzahl von Tests, der Einhaltung der Quarantäneregeln sowie mit Impfungen "werden diese Maßnahmen funktionieren, wenn wir alle mitmachen".

Die britischen Krankenhäuser schlugen am Donnerstag Alarm. "Wir nähern uns einem Punkt, wo die Betten alle belegt sind", sagte Chris Hopson vom öffentlichen Gesundheitsdienst NHS. "Die Situation wird rasend schnell schwieriger." In Großbritannien werden derzeit mehr als 30.000 Patienten wegen Covid-19 behandelt. Das sind mehr als in den schlimmsten Zeiten der ersten Corona-Welle.

Die neue Corona-Mutation war erstmals im Südosten Englands entdeckt worden und verbreitete sich rasch im gesamten Königreich - und inzwischen auch im Ausland. 22 Länder haben bereits Fälle dieser Variante gemeldet. Der Erreger scheint zwar nicht zu mehr schweren Krankheitsverläufen, wohl aber zu mehr Ansteckungen zu führen.

Angesichts der Entwicklung hatte die britische Regierung als erste in Europa eine massive Impfkampagne gestartet. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die gängigen Impfstoffe nicht gegen die neue Variante des Coronavirus wirken.

Spaniens Regionalregierungen vereinbarten eine Verschärfung der Einschränkungen. Die Zentralregierung zeigte sich besorgt auch angesichts eines möglichen Anstiegs der Ansteckungen nach den Weihnachtsferien. Einen erneuten Lockdown lehnte Gesundheitsminister Salvador Illa dennoch ab.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch mit dem Mittel des US-Konzerns Moderna einen zweiten Impfstoff gegen das Coronavirus für die Anwendung in der EU zugelassen. Beim Einsatz des bereits früher zugelassenen Mittels von Pfizer und Biontech hatte es zunächst Produktionsengpässe und logistische Probleme gegeben.

Aus dem Europaparlament kam scharfe Kritik an der EU-Kommission, weil diese die mit den Impfherstellern vereinbarten Lieferverträge weiter unter Verschluss hält. Die Verhandlungen seien noch nicht beendet und "wir müssen dabei eine möglichst starke Position behalten", begründete Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides das Verhalten Brüssels.

EU-Abgeordnete reagierten mit Unverständnis. Das Parlament habe hier eine Prüfungspflicht und werde sich nicht "auf die lange Bank schieben" lassen, drohte die Vorsitzende des Haushaltskontrollausschusses, Monika Hohlmeier (CSU). Vertragsdetails wie die Preise der einzelnen Vakzine und Fragen der Haftung bei Nebenwirkungen sollten publik gemacht werden.

Zuletzt wurde der Kommission zudem vorgeworfen, zu wenig Impfstoff bei den beiden Herstellern zu haben, deren Vakzine bislang als einzige in der EU zugelassen sind. Kyriakides wies dies zurück. "Im Juni und im Verlauf der Verhandlungen (mit den Herstellern) bis November konnte niemand wissen, welcher der Impfstoffe am vielversprechendsten war."

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