Nahezu ein Vierteljahrhundert nach ihrem Eintritt in die NBA stehen die Toronto Raptors zum ersten Mal in den NBA-Finals. Angeführt von Kawhi Leonard und einer starken Defensivabteilung treffen die Raptors auf die Golden State Warriors, den derzeitigen Giganten der Liga.
Es war eine wilde Fahrt bis hierher. Die Raptors haben in diesem Jahr in jeder Playoff-Serie einen Rückstand aufgeholt, am Ende aber doch gewonnen. Zu Beginn der Playoffs gab es eine bizarre Niederlage gegen die Orlando Magic. Dann wurden wir Zeuge von Leonards Buzzer-Beater mit vier Abprallern in der zweiten Runde, mit dem er die Philadelphia 76ers ausschaltete - der erste Buzzer-Beater im siebten Spiel in der Geschichte der NBA. Schließlich verpassten die Raptors die große Chance, die Bucks in Spiel 1 zu besiegen, und nach einer deutlichen Niederlage in Spiel 2 sah es so aus, als wäre die Saison so gut wie vorbei. Doch ein Sieg nach doppelter Verlängerung in Spiel 3 leitete eine vier Spiele andauernde Siegesserie ein, die die Raptors zum ersten Mal überhaupt in die Finals brachte.
Auch wenn dies für die Raptors Neuland ist, so hat ein Mann sie doch von Anfang an in der Liga angefeuert. Und nein, wir sprechen nicht von Drake, sondern vom offiziellen "Super-Fan" der Raptors und Multimillionär Nav Bhatia. Bhatia ist ein Sikh, der vor den antisikhischen Unruhen in Indien floh und sich 1984 mit seiner Familie in Kanada niederließ. Damals hatte er nur ein paar Dollar und einen Abschluss als Ingenieur. Er suchte nach einem Job, aber sein Sikh-Turban und sein Bart ließen die Leute zögern. Nach Bhatias Schätzungen hatte er etwa 300 Vorstellungsgespräche, bevor er eine Stelle als Autoverkäufer bei einem Hyundai-Händler bekam. In den ersten drei Monaten verkaufte er 127 Autos - ein Hyundai-Rekord, den er nach eigenen Angaben bis heute hält. Das Unternehmen bot ihm eine Managementposition in einem jungen Autohaus an, und Bhatia schaffte es, dieses Autohaus und mehrere andere zu besitzen. Heute ist er der erfolgreichste indischstämmige Autohändler in Kanada. Bhatia war auch der erste, der Bollywood nach Kanada brachte. Er brachte 1999 den Film Hum Saath Saath Hain an die kanadischen Kinokassen. Davor, so Bhatia, wollte kein Kino einen indischen Film anfassen. Der Film spielte über 4 Millionen Dollar ein - mehr als das Fünffache seines Budgets - und war ein Kassenschlager. Bhatias Schritt half, Bollywood in die kanadischen Provinzen zu bringen. Der Raptors-Superfan hatte bescheidene Anfänge: "Als die Raptors '95 kamen, habe ich zwei Karten gekauft, weil ich mir nur zwei leisten konnte", sagte er einmal in einem Interview. "Jetzt habe ich 10 Plätze - ich habe sechs Plätze am Spielfeldrand und vier Platin-Plätze und einmal im Jahr kaufe ich Tausende von Kindertickets für das Spiel." Bhatia sagt, dass er mehr als 300.000 Dollar pro Jahr für Raptors-Karten ausgibt, wobei viele dieser Karten an andere Personen gehen. Eine weitere Leidenschaft von Bhatia ist die Integration von Sikhs in die kanadische Kultur. Er hat sein ganzes Leben lang Diskriminierung erfahren und möchte sicherstellen, dass niemand aus der Sikh-Gemeinschaft dasselbe erleben muss. Es ist vielleicht keine Überraschung, dass Bhatia und die Raptors so gut zusammenpassen. Beide hatten bescheidene Anfänge als Außenseiter in ihren Gemeinschaften und machten einige harte Zeiten durch. Aber jetzt geht es beiden gut und sie machen viele Menschen glücklich. Auf dem Weg der Raptors zu ihrer ersten Meisterschaft werden wir sicher viele Bilder von Bhatia sehen.
