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WHO-Experten beginnen in Wuhan mit Untersuchungen zu Corona-Ursprung

Washington und Peking liefern sich Schlagabtausch zum Start der Mission

Begleitet von einem heftigen Schlagabtausch zwischen Washington und Peking hat ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag seine Untersuchungen zum Ursprung des Coronavirus im zentralchinesischen Wuhan begonnen. Washington forderte eine tiefgehende Untersuchung ohne "Falschinformation" durch China, während Peking vor einer "Politisierung" der Mission warnte.

Die WHO-Experten waren vor zwei Wochen in Wuhan gelandet, mussten aber zunächst in Quarantäne. Nach Ablauf der 14-tägigen Frist brachte ein Bus die Wissenschaftler am Donnerstag zunächst in eine andere Unterkunft. Wohin ihre Untersuchungen die Experten als erstes führen würden, blieb zunächst unklar. In Wuhan war Ende 2019 der weltweit erste Infektionsherd des damals neuartigen Erregers festgestellt worden, an dem inzwischen mehr als 2,1 Millionen weltweit starben.

"So stolz, unsere 14 Tage hinter uns gebracht zu haben ... keiner hat einen Lagerkoller bekommen und wir waren ziemlich produktiv", erklärte auf Twitter Peter Daszak, Präsident der EcoHealth Alliance, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die auf die Prävention von Infektionskrankheiten spezialisiert ist. Dem WHO-Team gehört auch Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin an.

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fledermäuse die ursprünglichen Wirte der Coronaviren waren und die Pandemie auf einem Markt für Wildtiere in Wuhan ihren Ausgang nahm. Ungeklärt ist aber, welches Tier bei der Übertragung auf den Menschen als sogenannter Zwischenwirt diente.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte auf Twitter, er habe mit Chinas Gesundheitsminister Ma Xiaowei telefoniert und in einer "offenen Diskussion" gefordert, dass die Experten "erforderliche Unterstützung, Zutritte und Daten" erhielten sowie "die Möglichkeit, umfassend ihre chinesischen Kollegen einzubeziehen".

Wie politisch aufgeladen die Mission ist, zeigten Äußerungen der neuen US-Regierung noch vor dem offiziellen Ende der Quarantäne des WHO-Teams. Es sei "zwingend erforderlich", dass der Frage "auf den Grund gegangen" werde, wie das Coronavirus entstanden sei und sich weltweit verbreitet habe, sagte in Washington die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki. Sie äußerte "große Sorge" über eine mögliche "Falschinformation" durch "einige Quellen in China" und forderte eine "belastbare" Untersuchung.

Bidens Amtsvorgänger Donald Trump hatte China für den Corona-Ausbruch und die hohen Opferzahlen verantwortlich gemacht. Er bezeichnete das Coronavirus immer wieder als "China-Virus" und behauptete mehrfach, das Virus stamme aus einem Labor in Wuhan. Zugleich warf Trump der WHO vor, von China kontrolliert zu werden.

Chinas Außenministerium wies die Äußerungen Psakis scharf zurück und warnte die neue US-Regierung vor einer "Politisierung" der Expertenmission. Die Wissenschaftler müssten ihre Untersuchungen "frei von politischer Einmischung" vornehmen können, sagte Ministeriumssprecher Zhao Lijan. China hoffe, dass die USA "Fakten und Wissenschaft" sowie "die harte Arbeit des internationalen Expertenteams respektieren" könnten.

Dem Ministeriumssprecher zufolge stehen "Seminare, Exkursionen und Besuche" mit dem Ziel der "wissenschaftlichen Ursprungsforschung" auf dem Programm der Experten. Allerdings ist die Mission von Anfang an durch Verzögerungen und Verschleierungen durch die chinesischen Gastgeber geprägt. Unklar ist, was die Wissenschaftler in Wuhan sehen werden und ob es über ein Jahr nach dem Ausbruch noch verwertbare Beweise gibt.

Für China ist die WHO-Mission heikel. Zunächst hatte Peking eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus verweigert. Später schwenkte die Volksrepublik um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe.

Seit dem Beginn der Pandemie Ende 2019 starben in ganz China nach offiziellen Angaben 4636 Menschen, 3900 davon in Wuhan. Hinterbliebene der Corona-Toten in Wuhan forderten ein Treffen mit dem WHO-Team. Sie werden nach eigenen Angaben seit der Ankunft des WHO-Teams von den Behörden verstärkt beobachtet.

by Von Hector Retamal und Leo Ramirez