Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will in der Woche ab dem 15. März ihren Bericht über ihre Mission zu den Ursprüngen der Corona-Pandemie im chinesischen Wuhan veröffentlichen. Zuvor werde der Bericht den WHO-Mitgliedstaaten vorgelegt und erläutert, teilte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag mit. Den ursprünglichen Plan, schon vorher einen kurzen Zwischenbericht vorzulegen, hatte die WHO fallengelassen.
Ein internationales Expertenteam unter Leitung des dänischen Wissenschaftlers Peter Ben Embarek war im Januar im Auftrag der WHO nach Wuhan gereist, um den Ursprüngen der Pandemie auf den Grund gehen. In der chinesischen Millionenstadt waren im Dezember 2019 die ersten Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet worden.
Peking hatte eine unabhängige internationale Untersuchung zum Ursprung des Virus, deren Ergebnisse beim Kampf gegen diese und kommende Pandemien helfen sollen, zunächst verweigert. Erst mit einem Jahr Verspätung stimmte die Regierung der WHO-Mission zu, doch beschränkte sich diese letztlich auf knapp zwei Wochen und war zahlreichen Einschränkungen unterworfen.
WHO-Direktor Tedros hatte Mitte Februar gesagt, ein erster Bericht des Expertenteams werde schon bald veröffentlicht und der vollständige Bericht dann nach einigen Wochen. Warum die WHO nun auf den Zwischenbericht verzichtete, blieb vage. Das "Wall Street Journal" zitierte Missionsleiter Embarek mit den Worten, das Interesse sei so groß, dass ein kurzer Zwischenbericht die "Neugier" nicht befriedigen könne.
Für einige Skepsis gegenüber der Mission sorgten auch widersprüchliche Aussagen von Tedros und dem Expertenteam zu den möglichen Ursprüngen der Pandemie: Während das Team noch in Wuhan die These des damaligen US-Präsidenten Donald Trump und seiner Regierung weitgehend ausschloss, wonach das Virus aus einem Hochsicherheitslabor in Wuhan entwichen sein könnte, erklärte Tedros kurz darauf, dass alle Hypothesen weiter auf dem Tisch seien.
US-Außenamtssprecher Ned Price rief China am Donnerstag erneut zur "Transparenz" auf. Washington habe "große Bedenken" hinsichtlich der Frage, wie die ersten Ergebnisse der Mission zustande gekommen und vermittelt worden seien, sagte Price. Ziel der Untersuchung sei es, dazuzulernen und alles zu tun, "damit wir uns selbst, das amerikanische Volk und die internationale Gemeinschaft gegen fortbestehende Pandemie-Gefahren schützen können".
In einem offenen Brief hatten 24 internationale Wissenschaftler am Donnerstag die Beschränkungen angeprangert, denen die WHO-Experten während ihres Besuchs in China ausgesetzt waren. Sie forderten deshalb eine neue, unabhängige und gründlichere Untersuchung.
by Christopher Black