Droht Russland ein neuer Diktator? Wird Putin gestürzt? Noch immer läuft der Krieg in der Ukraine, doch viele Experten und Politiker fragen sich bereits jetzt, was passieren wird, falls Russland den Krieg in der Ukraine verliert und Wladimir Putin dann seine Macht im Kreml verliert. Internationale Fachleute kommen zu dem Schluss, dass es auch dann ziemlich unwahrscheinlich ist, in Russland von Demokratie, Frieden und Freiheit zu sprechen – und dann könnte es noch bitterer werden:
Nun äußert sich zu diesem Thema Luke Coffey, ein Sicherheitsexperte beim US-Think-Tank “Hudson Institute“. Dieser glaubt nämlich eher am Auflösungserscheinungen, einen Bürgerkrieg und einen neuen Diktator in Russland, wenn Putin sein Amt im Kreml verliert. “Die Grenzen von Russland werden auf einer neuen Karte in vielleicht 10 oder 20 Jahren vermutlich nicht mehr so aussehen wie heute“, analysiert der Experte für Sicherheit und Verteidigung. Coffey ist überzeugt, dass Russland in den kommenden Jahren weiter zersplittern wird. Dieser Prozess werde allerdings nicht so sauber ablaufen wie der Zerfall der ehemaligen Sowjetunion im Jahr 1991. Damals hatte sich die Sowjetunion in insgesamt 15 Staaten geteilt. In einigen russischen Teilrepubliken sei daher wohl eher mit Aufstand, Bürgerkrieg und Revolution zu rechnen. Dies werde vermutlich dadurch ausgelöst, dass zahlreiche arbeitslose Kriegsveteranen aus ethnischen Minderheiten in ihrer Heimat zurückkehren und dort völlige Perspektivlosigkeit vorfinden. Ein Zustand, der laut Coffey die Bildung von Unabhängigkeitsbewegungen oder Aufständen wahrscheinlicher macht.
Sollte die Macht des russischen Staates kollabieren, ist damit zu rechnen, das einige Militär-Fürsten ihren Machtanspruch weiter ausbauen können. Dazu zählen unter anderem der Führer der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, oder Tschetschenen-Rambo Ramsan Kadyrow, die dann deutlich mehr Einfluss gewinnen dürften. Hinter ihnen werden sich tausende Veteranen formieren, die im Krieg gegen die Ukraine involviert gewesen sind. Angesichts der aktuellen Lage ist sich Sicherheitsexperte Coffee so gut wie sicher, dass der Nachfolger von Wladimir Putin an der Spitze des Kremls vermutlich kein Demokrat sein wird. Stattdessen prognostiziert der Experte einen Führer, der ebenso nationalistisch und autoritär eingestellt sein wird, wie Putin. Hoffnungen auf einen gemäßigten russischen Präsidenten, der Reformbemühungen im eigenen Land vorantreibe und Frieden mit seinen Nachbarn suche, bezeichnete Coffey als naiv. Außerdem glaubt Coffey, das auch der neue Mann im Kreml imperiale Pläne vorantreiben werde, um einen großen Teil Ost-Europas zu kontrollieren. Um seine Armee und die Wirtschaft wieder aufzubauen werde Russland allerdings vermutlich mehrere Jahrzehnte brauchen. Wenn dieser Prozess abgeschlossen sei, werde Russland dann allerdings wieder eine Bedrohung für seine Nachbarn darstellen, ist sich Coffey sicher.
