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“Wer wird Millionär?”: Darum schaltet Leon Windscheid nicht mehr ein

So ging es nach dem Sieg für ihn weiter

Am 3. September 1999 feierte die beliebte Quizshow “Wer wird Millionär?” bei RTL Premiere. Elf Kandidaten konnten in den vergangenen 20 Jahren in den regulären Folgen die Million abräumen. Zuletzt gelang Leon Windscheid (30) dieses Kunststück. Er konnte im Dezember 2015 die Millionenfrage richtig beantworten. Heute arbeitet der 30-Jährige als Psychologe, Autor, Wissenschaftler, Redner und Jungunternehmer. Er schrieb unter anderem das Buch “Das Geheimnis der Psyche – Wie man bei Günther Jauch eine Million gewinnt und andere Wege, die Nerven zu behalten”.

Seine Million investierte er nur kurz nach seinem Sieg unter anderem in das Event-Schiff MS Günther. Moderator Günther Jauch (63) stand Pate. Nicht die einzige Verbindung, die zwischen beiden bis heute noch besteht. In Windscheids Zuhause hängt immer noch Jauchs Anzug. Was der 30-Jährige damit vorhat und warum er “Wer wird Millionär?” mittlerweile nicht mehr anschauen kann, erklärt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Leon Windscheid: Die Fragen sollten wieder einfacher werden. Ich glaube, das ist die einzige Lösung (lacht). Ich habe mich damals drei Monate lang auf die Sendung vorbereitet. Sieben Tage die Woche, zehn Stunden täglich. Ich habe heute noch die Bücherkisten zuhause, mit denen ich gelernt habe. Das tatsächliche Wissen ist allerdings nur ein Bruchteil dessen, was man für den Erfolg braucht. Ich würde sagen: 20 Prozent Wissen, 60 Prozent Glück und der Rest die Chemie mit Günther Jauch – da kam bei mir einfach alles zusammen.

Windscheid: Ich muss gestehen, dass ich die Sendung nicht mehr verfolge. Ich war noch zwei- oder dreimal eingeladen, aber privat schalte ich nicht mehr ein. Es ist irgendwie etwas ganz anderes, seitdem ich da war. Ich war früher ein großer Fan und bin es natürlich noch. Aber ich kann es nicht mehr gucken. Ich glaube, es ist ein bisschen so, wie wenn der Täter zu seinem Tatort zurückkehren würde. Deshalb kann ich die Schwierigkeit der Fragen nicht beurteilen.

Windscheid: Nein, aber wenn wir uns bei Specials sehen, ist es immer unheimlich nett. Er ist dann sehr freundlich, sehr interessiert und wir haben immer gute Gespräche. Aber darüber hinaus nicht, nein.

Windscheid: Ich habe die Krawatte für einen karitativen Zweck versteigern wollen, allerdings wurde nicht genug geboten, da habe ich sie am Ende für 1.000 Euro zurückersteigert. Den Anzug habe ich tatsächlich noch, der hängt bei mir zuhause im Schrank. Ich frage mich die ganze Zeit, wo und wie ich den mal einem größeren Publikum vorstellen könnte, um den zu versteigern. Vielleicht bringe ich den einfach mit zum Jubiläum.

Windscheid: Nein, das habe ich nie bereut. Obwohl es anfangs viele Rückschläge und Schwierigkeiten mit dem Boot gab. Das Geld hat mir vor allem die Angst davor genommen, mich selbstständig zu machen. Ich bin bis heute dankbar dafür, dass ich mich diesen Schritt getraut habe. Ich hatte nie den Gedanken, dass ich das lieber nicht gemacht hätte. Ich bin froh, dass ich durch dieses Geld genug Mut gefunden habe, das zu machen, was sich schließlich als Traum entpuppt hat.

Windscheid: Es läuft wirklich wahnsinnig gut. Wir haben Reservierungen bis 2023 und fast alle Fahrten sind immer ausverkauft. Ganz fantastisch.

Windscheid: So oft es geht, aber das ist mittlerweile nicht mehr so oft. Ich bin aktuell mit meinem Bühnenprogramm “Altes Hirn, Neue Welt – Psychologie live erleben” auf Tour und dadurch viel unterwegs. Das macht aber nichts, wir haben mittlerweile ein 40-köpfiges Team und das rockt das Ganze viel besser, als ich das jemals hätte tun können. Ich bin froh, dass ich nicht mehr im Management involviert bin.

Windscheid: Ja, ich schreibe gerade an einem neuen Buch, wieder zum Thema Psychologie. Zudem mache ich viele Vorträge in Unternehmen und arbeite an einem neuen Podcast.

Windscheid: Es ist ein wilder Ritt durchs Gehirn. Mir geht es darum, dass man sich selbst besser versteht. Ich bringe im Prinzip die neuesten Erkenntnisse aus Psychologie und Hirnforschung mit. Aber keine Angst, das ist kein trockener Vortrag, sondern es wird viel gelacht. Es gibt sehr viele Live-Acts mit dem Publikum. Tatsächlich kommen nach der Show auch immer wieder Leute zu mir, die erklären, mindestens ein oder zwei neue Gedanken mitgenommen zu haben. Da habe ich wirklich das Gefühl, dass ich etwas in den Menschen auslösen kann.

Windscheid: Es wird gelacht, aber es ist kein Comedy-Programm. Es steckt einfach sehr viel Wissenschaft darin, es hat mehr Tiefgang. Es ist vielleicht eher mit einem politischen Kabarett zu vergleichen. Ein Science Slam ist vielleicht der beste Vergleich. Also ein Poetry Slam nur mit Wissenschaftlern, die verschiedene Sachen aus ihrer Forschung vorstellen und so mache ich das auch. Ich mag es, wissenschaftliche Inhalte mit einer gewissen Leichtigkeit zu verbinden. Ab September wird es auch einen Podcast mit mir und Atze Schröder geben, in dem wir gemeinsam in jeder Folge ein bestimmtes Gefühl erörtern. In “Betreutes Fühlen” werden die Themen dann sowohl aus dem Blickwinkel der Comedy als auch der Wissenschaft beleuchtet.

Windscheid: Da gibt es immer wieder Ideen. Und ich freue mich auch, dass die Leute Interesse haben. Aber mir geht es nicht darum, irgendwie ins Fernsehen zu kommen. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen bei dem Thema Psychologie Missverständnisse haben, dass da noch ganz viel Aufklärungsarbeit gemacht werden muss. Deswegen bin ich froh, wenn ich im Fernsehen mit einem Talkshow-Auftritt viele Leute erreichen kann. Das ist meine primäre Motivation dabei. Ansonsten gibt es immer Vorschläge und Ideen. Aber da gucke ich immer ganz genau: Woran habe ich wirklich Spaß und wo sehe ich inhaltliche Anknüpfungspunkte?

Windscheid: Ich weiß nicht, ob es wirklich Spaß war. Aber ich wurde gefragt, ob ich nicht ins Dschungelcamp gehen wolle. Darauf habe ich geantwortet: Ich würde nur zusagen, wenn Günther Jauch mitkommt mit der Annahme, dass das Thema damit gegessen ist. Wie man bei sowas mitmachen kann, ist mir bis heute unerklärlich. Auf so eine Idee käme ich nie. Selbst wenn karrieretechnisch gar nichts mehr geht, sitze ich lieber unbekannt, bettelarm und obdachlos in der Kölner Fußgängerzone als im australischen Dschungel.

(obr/spot)

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