Weltkarriere und Engagement für Frauenrechte
Weltstar Senta Berger (82) hat in ihrem Leben schon viel gesehen und erlebt. Seit mehr als 60 Jahren steht sie vor der Kamera, machte als eine der wenigen deutschsprachigen Schauspielerinnen auch in Hollywood Karriere. Bekannt ist Berger aber nicht nur für ihr unglaubliches Talent, sondern auch für ihre ehrlichen und offenen Worte. Sie sprach öffentlich über sexuelle Übergriffe am Filmset, setzt sich seit Jahrzehnten für Frauenrechte ein.
Zweifel an Veränderungen nach #Metoo-Debatte
Ob politische Korrektheit immer sinnvoll ist und ob sich seit der großen #Metoo-Debatte der letzten Jahre wirklich für alle was geändert hat? Das hält Senta Berger für fraglich. „Das weiß ich wirklich nicht“, sagt die jetzt Schauspielerin (aktueller Kinofilm: „Weißt du noch“) in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Die Öffentlichkeit hat nur über unsere öffentliche Branche gesprochen. Aber was passiert im Büro? Wehrt sich ein Zimmermädchen, wenn der Chef handgreiflich wird? Ich fürchte nein. Dabei hat sich viel bewegt – nur nicht so viel, wie wir gedacht haben. Es hätte eine tief greifende Diskussion sein können. Aber die war’s nur zum Teil.“
Kritik an Boulevardisierung der Debatte
Die Diskussion über sexuelle Übergriffe sei zum Teil „stark in den Voyeurismus, in die Boulevardisierung der Situationen, die Frauen geschildert haben“, gegangen, findet Senta Berger. „Es gab eine Art von öffentlicher Geilheit, die der Sache nicht gutgetan hat. Und jetzt erarbeitet die Deutsche Filmakademie einen Verhaltenskodex – mit Regeln, wie man sich in einem Filmatelier zu benehmen hat. Ich glaube, wir brauchen keinen Kodex, um zu wissen, was Anstand bedeutet.“
Kritik am Gendern und amerikanischen Einfluss
Auch zum Thema Gendern hat die 82-Jährige eine klare Meinung. Berger: „Ich habe den Eindruck, er mag falsch sein und meinem Alter entsprechen, dass in der Filmakademie ‚gegendert‘ wird, weil man das jetzt eben so macht. Ob es inhaltlich richtig ist, wage ich zu bezweifeln.“ Sie glaubt, dass man in Deutschland eine „Korrektheit“ übernehme, „die aus Teilen der amerikanischen Gesellschaft“ komme: „Man sieht heute den vollkommen unbedachten, alltäglichen Rassismus und Sexismus der Vergangenheit und möchte es wiedergutmachen – indem man alles besonders korrekt macht.“ Eine Romanverfilmung wie Stanley Kubricks „Lolita“ aus dem Jahr 1961 etwa gelte in den USA inzwischen „als pädophil und ist indiskutabel“, so Berger. „In Deutschland ist das eigentlich gar nicht unsere Haltung“, kritisiert Senta Berger. „Aber weil wir medial mit Amerika so verflochten sind, übernehmen wir es. Das ist nicht gut. Wir verleugnen uns.“