Massen katholischer Jugendlicher haben in Lissabon an der Eröffnungsmesse des Weltjugendtags teilgenommen. "Lissabon empfängt Euch vollen Herzens", sagte der portugiesische Kardinal Manuel Clemente in seiner Predigt am Dienstag zu den versammelten Gläubigen im Parque Eduardo VII. Für den bis Sonntag dauernden Weltjugendtag werden rund eine Million Besucher aus aller Welt erwartet, Papst Franziskus soll am Mittwoch in Portugal eintreffen.
Die Behörden hatten im Vorfeld mit 300.000 Teilnehmern für den Eröffnungsgottesdients gerechnet. Stunden vor der Messe liefen die Pilger bereits zu tausenden durch Lissabons Straßen, tanzten und sangen katholische Lieder.
"Mein Ziel ist es, meine spirituellen Batterien aufzuladen, denn als junge Leute lassen wir sie manchmal leer werden", sagte die 24-jährige Xochilt Cecilia Velis aus El Salvador der Nachrichtenagentur AFP im Zentrum Lissabons.
Papst Franziskus soll am Mittwoch beim Weltjugendtag eintreffen, der größten katholischen Veranstaltung der Welt, deren Programm von Kulturveranstaltungen und Debatten bis hin zu Gebetsstunden und Messen reicht. Franziskus gilt als einer der liberalsten Päpste der vergangenen Jahrzehnte und ist bei der katholischen Jugend sehr beliebt.
Die 21-jährige Fernanda Euceda aus Honduras sagte AFP, sie fühle "tiefe Zuneigung" zum 86-jährigen Papst, "weil seine Botschaft so viel Liebe für junge Leute enthält".
Franziskus hat für seinen fünftägigen Besuch in Portugal elf öffentliche Auftritte sowie zahlreiche Treffen geplant. Am Samstag besucht er das Heiligtum von Fatima nördlich von Lissabon. Die Organisatoren gehen davon aus, dass rund eine Million Menschen den Abschlussgottesdienst mit dem Papst am Sonntag in einem Park am Rande Lissabons besuchen werden.
Der Papst wird während seines Aufenthalts in Portugal voraussichtlich auch Opfer sexuellen Missbrauchs durch portugiesische Kleriker treffen. Einem im Februar veröffentlichten Bericht einer unabhängigen Kommission zufolge wurden in Portugal seit 1950 mindestens 4815 Kinder von Geistlichen missbraucht.
Der Weltjugendtag, der wegen seines Festival-Charakters zuweilen als "katholisches Woodstock" bezeichnet wird, findet als internationales Treffen seit den 1980er Jahren alle zwei bis drei Jahre statt. Er ist ein Erbe von Papst Johannes Paul II. Direkt nach seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt 1978 hatte Karol Wojtyla gesagt, die Jugend sei "die Zukunft der Welt und die Hoffnung der Kirche".
In Portugal wird die 16. Ausgabe des Weltjugendtags gefeiert. Ursprünglich sollte er bereits 2022 stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Die letzten Veranstaltungsorte waren Panama-Stadt (2019), Krakau (2016) und Rio de Janeiro (2013). Der bisher einzige Weltjugendtag in Deutschland fand 2005 in Köln statt. Papst Benedikt XVI. feierte damals auf dem Marienfeld die Abschlussmesse vor rund einer Million Menschen.
ma