Drei Tage nach der Amokfahrt von Trier mit fünf Toten und zahlreichen Verletzten ist das Motiv des festgenommenen Fahrers weiter unklar. Der 51-Jährige habe in seinen Vernehmungen "widersprüchliche und teilweise nicht nachvollziehbare" Angaben gemacht, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Freitag in einer Sondersitzung des Landtagsinnenausschusses in Mainz. Der Mann sei ein Einzeltäter. Es sei auszuschließen, dass er Mittäter oder Unterstützer hatte.
Laut einer Berechnung sei er mit 81 Kilometern in der Stunde durch die Fußgängerzone gerast, sagte der Trierer Polizeivizepräsident Franz-Dieter Ankner. Er sei im Zickzack gefahren, um möglichst viele Menschen zu erfassen. Anschließend habe er nahe der Porta Nigra aus noch nicht geklärtem Grund angehalten. Dort sei der 51-Jährige von Einsatzkräften überwältigt worden. Ermittler hätten im Auto Munition, jedoch keine dafür geeignete Waffe gefunden.
Bei und nach der Festnahme habe der Mann psychische Auffälligkeiten gezeigt, erklärten die Ermittler. Ein Sachverständiger sei mit einem Gutachten zu seiner Schuldfähigkeit beauftragt worden, sagte eine Vertreterin des rheinland-pfälzischen Justizministeriums. Dennoch gebe es bislang keine Anhaltspunkte für eine komplette Schuldunfähigkeit. Aus diesem Grund sei er nicht in eine psychiatrische Klinik, sondern in Untersuchungshaft gekommen.
Am kommenden Wochenende sollen zusätzliche Beamte die Präsenz der Polizei in Ober- und Mittelzentren des Landes verstärken, wie Lewentz ankündigte. Viele Polizisten aus dem Wechselschichtdienst hätten sich freiwillig dafür gemeldet. Damit solle das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum gestärkt werden. "Aufgrund der Vielzahl von potenziellen Tatorten ist ein absoluter Schutz vor irrational handelnden Einzeltätern leider nicht möglich", sagte Lewentz.
Bei der Amokfahrt waren am Dienstag fünf Menschen, darunter ein Baby, getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Der 51-Jährige Fahrer wurde von der Polizei gestoppt und festgenommen. Am Mittwoch wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Die Stadt gedachte der Opfer und Angehörigen am Donnerstag mit einer Schweigeminute.
by Jean-Christophe VERHAEGEN