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Weihnachten: Das hilft, wenn die Verwandtschaft stresst

Atmung kann beruhigen

Die richtigen Geschenke finden, ein Essen, mit dem alle zufrieden sind aussuchen und vorbereiten: Für manche artet die Zeit rund um Weihnachten in Stress aus. Wer sich vom Besuch der Verwandtschaft gestresst fühlt, kann allerdings Abhilfe schaffen, und das ganz einfach über die Atmung, erklärt Frank Ritter, Autor des Ratgebers “Kill deinen Stress!”.

“Stress wird von unserem Autonomen Nervensystem, ANS, geregelt”, so Ritter. “Bei Stress tritt dieses ANS aufs Gas, bei Entspannung bremst es. Ein sehr einfaches Mittel, das super funktioniert, ist die Atmung. Eine entspannte Atmung tritt nachweislich aufs Bremspedal und hilft das System zu entspannen. Das kann man wissenschaftlich messen.”

“Es gibt 101 unterschiedliche Atemtechniken, von denen ich einige in meinem Buch vorstelle. Eine davon ist diese: Nehmen Sie sich ein paar Minuten und beginnen Sie gleichmäßig und langsam durch die Nase ein- und wieder auszuatmen. Zählen Sie dabei im Kopf die Sekunden mit: 4 Sekunden einatmen, 2 Sekunden Pause, 8 Sekunden ausatmen, wieder 2 Sekunden Pause. Dieses dosierte, gleichmäßige Atmen tritt auf die Bremse und hilft ohne Umwege zu entspannen.”

Zudem könne man seine Gedanken und Bewertungen reflektieren, bevor der Besuch eintrifft. “Nervt Sie der Extra-Aufwand oder ist es nicht auch schön, die Zeit mit den Verwandten zu verbringen? Sieht man sich nicht sowieso viel zu selten? Wechseln Sie mal die Perspektive. Welche Momente im Leben sind es, die Ihr Leben wirklich lebenswert machen? An welche Momente möchten Sie sich zurückerinnern, wenn Sie alt und runzelig in Ihrem Sessel sitzen? An die vielen ‘wichtigen’ Aufgaben, die Sie immer zufriedenstellend erledigt haben, die geputzten Fenster einen Tag vor Heiligabend, die kaum einem Gast auffallen oder an schöne Erlebnisse, Ihre und die, die Sie mit anderen teilen konnten?”

Auch bei den großen Vorbereitungen helfe das, erklärt Ritter. “Dass ein anständiges Weihnachtsessen ordentlich Zeit beansprucht, ist nicht zu ändern. Sie können somit nichts an der Situation verändern, sehr wohl aber an Ihrer Bewertung.” Diese entscheide, welche Emotion eine Situation auslöst “und somit, ob Sie Stress empfinden oder nicht. Wofür machen Sie das Weihnachtsessen, bzw. für wen? Ist es nicht schön, die Liebsten zu verwöhnen und ist es nicht auch schön für Sie selbst, das Essen und die Geselligkeit im Kreise der Familie zu genießen? Lohnt es sich nicht, dafür den Aufwand zu betreiben?”

“Zum Zweiten überlegen Sie, ob Sie sich die Zubereitung ein klein wenig ‘versüßen’ können – vielleicht mit einem guten Gläschen Rotwein, es ist schließlich Weihnachten. Fangen Sie rechtzeitig an und bauen Sie ein kleines Zeitfenster extra ein. Legen Sie schöne Musik auf und zelebrieren Sie zwischendurch eine kleine Pause, Sie haben ja das ‘Extra-Zeitfenster’. Mal kurz vor die Tür treten und die kühle, frische Luft einatmen, dazu vielleicht ein Espresso und ein, zwei Weihnachtskekse genießen.”

Stress zu vermeiden, ist auch wichtig für den Körper – weil er unter anderem dazu führen kann, dass man zu viel isst: “Unter Stress schreit unser Organismus nach Kraftstoff, denn Stress ist Anstrengung für unser System. Ein schnell verfügbarer Kraftstoff sind Kohlenhydrate, also auch Süßes”, sagt der Experte. “Da gerade zur Weihnachtszeit überall Süßigkeiten rumstehen, greifen wir automatisch zu, man nennt das ‘Hand-Mund-Reflex’, und essen mehr, als wir eigentlich wollen.”

“In Kombination mit dem einen oder anderen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, den leckeren und deftigen Weihnachtsessen bei diversen Weihnachtsfeiern und weniger Bewegung, da ja wenig Zeit hierfür übrigbleibt, lagert unser Körper die überschüssigen Kalorien gerne ein, zumeist dort, wo wir es nicht so gerne haben.”

Und was ist Frank Ritters wichtigster Tipp für ein entspanntes Leben? “Für mich steht das Thema Selbstreflexion ganz oben und ich greife dieses Thema auch immer wieder in meinem Buch ‘Kill deinen Stress’ auf”, sagt er. “Durch unseren beschleunigten Zivilisationsalltag hetzen wir häufig durch den Tag und sind in Gedanken schon immer zwei Schritte weiter als unser Körper. Wir bekommen dadurch oftmals gar nicht mit, dass wir in Stress geraten und uns ungünstig verhalten. Die eigenen Verhaltensweisen wahrzunehmen, bewusst zu reflektieren und ungünstige Verhaltensweisen zum Thema Stress dann konsequent zu verändern, da steckt viel Potenzial drin. Außerdem bedarf das wenig Zeitaufwand und Zeit ist gerade bei gestressten Menschen häufig knapp bemessen.”

(hub/amw/spot)

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