Was ist die “Corona-Kurve”?
Meist kann man herzhaft mit und/oder über Schauspieler Wayne Carpendale (43) lachen, denn er betreibt einen der unterhaltsamsten Promi-Instagram-Accounts, in dem er seine Follower unangestrengt und selbstironisch an seinem Familienleben mit Moderatorin Annemarie Carpendale (42) und dem bald zweijährigen gemeinsamen Sohn teilhaben lässt. Doch ab und zu nutzt er die Reichweite seiner Plattform auch für ernsthafte Nachrichten. So nun auch wieder geschehen: Diesmal ist ihm die “Nummer gegen Kummer” ein echtes Anliegen.
“Nummer gegen Kummer. Gerade in diesen Tagen: Für alle Kinder, Jugendliche und Eltern, die jemanden zum Reden brauchen”, schreibt er zu einem knapp 20-minütigen Clip, in dem er auf die Arbeit des gemeinnützigen Vereins “Nummer gegen Kummer e.V. (NgK)” mit Sitz in Wuppertal samt der kostenfreien Nummern “Kinder- und Jugendtelefon 116111” sowie “Elterntelefon 0800 111 0 550” und E-Mail-Adresse “[email protected]” hinweist. Im Clip kann man sich sein interessantes Telefonat mit Beraterin “Anna Zacharias, die seit mittlerweile seit über elf Jahren für die ‘Nummer gegen Kummer’ arbeitet”, ansehen.
Ganz grundsätzlich sei die große Sorge von Kindern häufig, “dass das Problem nicht groß genug ist”. Das sei aber “Quatsch”, sagt Zacharias, man könne bei allen Fragen, Sorgen und jedem Kummer anrufen. “Es gibt eigentlich kein zu kleines oder zu großes Problem für uns”. Und auch wenn es aktuell häufig um das Thema Corona gehe, sei erfahrungsgemäß doch jedes Problem ganz individuell. “Bei uns gibt es keine Schema F Beratung”.
Die häufigsten Fragen bekämen sie derzeit zu Schule und Versetzung, Freunde wiedersehen, Umgang mit nervigen Geschwistern, Sport. Es gebe aber auch viele Fragen medizinischer Natur und “eine Form von Zukunftsangst”, stellt die Berater ebenfalls fest.
Wie können die Berater bei häuslicher Gewalt oder sexueller Missbrauch helfen? “Wenn Kinder anrufen, kann man ihr Gefühl, dass da was nicht in Ordnung ist, bestärken”, sagt Zacharias. Sie bekämen auf diese Weise eine emotionale Entlastung: “Es ist gut, dass ich mich mitgeteilt habe und mein Gefühl trügt mich nicht.” In extremen und akuten Fällen “würde ein Berater das Kind schon dazu ermutigen, das zu melden”. Die Polizei sei ja auch nach wie vor aktiv. “Wir selbst melden das nicht, weil wir ein anonymes Angebot sind. Aus diesem Grund rufen die Kinder ja bei uns an”, erklärt sie weiter.
Man könne im Übrigen auch “völlig anonym schreiben”, was gerade in einer beengten häuslichen Situation manchmal leichter sei. Außerdem gibt es “samstags von 14 bis 20 Uhr” das Angebot, “bei uns mit glelichaltrigen zu sprechen”. Das sei inzwischen der “beliebteste Anruftag”. “Die jugendlichen Berater haben vielleicht gerade selbst Liebeskummer gehabt und ihn gut überstanden”, nennt sie ein thematisches Beispiel für solche Gespräche unter Gleichaltrigen.
Bei “Nummer gegen Kummer” gibt es auch ein “Elterntelefon”. In diesen Gesprächen geht es aktuell viel darum, was man tun kann, damit den Kindern nicht die Decke auf den Kopf fällt. Die Kinder sollten “nicht eingesperrt” werden, rät die Beraterin. Carpendale bestätigt, dass einige Eltern das denken würden. “Das liegt auch ein bisschen an dieser Kampagne ‘Stay at home'”, bei der selbst mitgemacht habe. Das zu vermitteln sei am Anfang “ganz ganz wichtig gewesen”, aber nun gebe es ja “Regeln und wir dürfen raus”.
Carpendale ruft dazu auf, sich über die Regeln am jeweiligen Wohnort zu informieren. “Gerade für eure Kids. Die müssen jetzt nicht zuhause eingesperrt bleiben”. Das bestätigt auch die Beraterin. “Ja, das ist eine ganz wichtige Info, dass man trotzdem vor die Tür kann. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang und dem müsse man auch nachkommen, sonst demolieren sie einem die Bude”, sagt Anne Zacharias. “Bleibt Zuhause” sei auf Corona-Partys, den Abstand beim Einkaufen etc. bezogen. Radeln, Waldspaziergänge etc. seien aber möglich.
Dann erzählt die Expertin noch eine kleine Geschichte aus ihrer eigenen Familie: Den größeren Bogen, den ihre Kinder dem Rad nun um andere Menschen machen müssen, nennen sie familienintern “die Corona-Kurve”.
(ili/spot)