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Warum ist Tennisprofi Alexander Zverev so unbeliebt?

Nach Monaco-Party und Shitstorm

Es scheint fast so, als gäbe es zwei Alexander Zverevs (23) - zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Den sympathischen, bodenständigen Hamburger mit russischen Wurzeln und den arroganten, abgehobenen Tennis-Millionär in der monegassischen Glitzerwelt. Vielleicht stimmt bei der derzeitigen Nummer sieben der Welt auch irgendwie beides, doch leider überwiegt in dieser ambivalenten Außenwahrnehmung seit dem Party-Skandal in Monte Carlo derzeit der negative Eindruck.

Zverev leistete seinem sowieso schon angeknacksten Image einen Bärendienst, nachdem er sich auf einer Party in seiner Wahlheimat ablichten ließ, obwohl er zuvor beteuerte, in Corona-Quarantäne zu sein. Dabei ist die Geschichte seines zweifelhaften Images bereits so alt, wie sein Stern am Tennis-Himmel strahlt. Der Ärger begann bereits 2016, als Zverev für viele überraschend sowohl seine Olympia- als auch seine Davis-Cup-Teilnahme abgesagt und damit einige Gemüter erregt hatte. Einer der sich im Tennis-Zirkus auskennt wie kaum ein Zweiter, sprang ihm aber sofort zur Seite.

Boris Becker sprang ihm zur Seite

Niemand Geringeres als Boris Becker (52) sagte damals: "Es ist wirklich nicht so, dass Sascha das Herz nicht am rechten Fleck hat oder sich nicht als Deutscher fühlt." Dennoch sprach auch der ehemalige Weltranglisten-Erste über Zverev als einen "noch sehr ungeschliffenen Diamanten", den man pflegen müsse. Rund ein Jahr später entbrannte eine mediale Fehde um die Turnierteilnahme in Hamburg. Zverev, damals gerade einmal 20 Jahre alt und immer noch frisch auf der Tour, agierte bereits auf sehr hohem Niveau und galt als absoluter Jungstar und die kommende Nummer eins.

Doch er wollte nicht in seiner Heimat in einem vergleichsweise unbedeutenden Turnier auf Sand spielen, da er sich bereits auf dem Hartplatz für die US-Open vorbereitete. Eigentlich verständlich, doch der Turnier-Direktor, Tennis-Ikone Michael Stich (51), gab medienwirksam zu verstehen, dass Zverev damit eine Abmachung gebrochen haben soll und düpierte den aufkommenden Superstar öffentlich.

Global Player oder Junge aus Hamburg?

Spätestens seit diesen Aktionen - obwohl sie sportlich komplett nachzuvollziehen waren - wird Deutschland nicht mehr so richtig warm mit Zverev, der in der Steueroase Monaco lebt, zumeist in Florida trainiert und 2019 im Übrigen auch wieder in Hamburg an den Start ging. Der Kredit bei den deutschen Fans schien bereits verspielt, bevor er überhaupt auf dem Konto ankam.

Zverev ist in den Köpfen der meisten Tennis-Interessierten ein sogenannter Global Player, nicht wie einst Boris Becker, der Junge aus Leimen, der jedoch genauso wie Sascha - so sein Spitzname - in Monaco wohnte und hauptsächlich in den USA trainierte. Misst man hier vielleicht zu sehr mit zweierlei Maß?

An dem möglicherweise falschen Eindruck können auch zahlreiche nette Interviews nichts ändern, in denen sich der Profi von einer sympathischen Seite zeigt. So sprach er in einem "stern"-Interview zum Beispiel positiv über seine Heimat Hamburg, in der er sich am wohlsten fühle und machte klar, dass er alles aufsauge, was in Deutschland passiere. Die fehlende Anerkennung seiner Person vermisse er allerdings nicht, Tennis habe eben keinen so großen Stellenwert mehr wie früher. So abgehoben scheint dieser Tennis-Profi also vielleicht doch nicht zu sein?

Nach Monaco-Party entbrennt der Streit

Zumindest entbrennt nun ein erbitterter Streit über seine Person. Bereits nach seiner Zusage beim äußerst fragwürdigen Adria-Turnier mitten in der Corona-Pandemie, bei dem sich unter anderem Organisator Novak Djokovic (33) mit Covid-19 infiziert hat, braute sich über Zverev schon ein mediales Gewitter zusammen. Nachdem er aber via Twitter seine Entschuldigung postete und sich geläutert zeigte, dachte man eigentlich, die Geschichte sei bereits vergessen. Doch nach dem Party-Ausflug entfacht das Feuer erneut und nimmt jetzt erst so richtig Fahrt auf.

Zahlreiche Kollegen und Ex-Profis meldeten sich zu Wort und brachten ihr Unverständnis zum Ausdruck, teilweise mit heftiger Wortwahl. Mitunter am deutlichsten wurde der australische Tennis-Bad-Boy Nick Kyrgios (25), der Zverev als dreisten Egoisten bezeichnete. Sofort sprang Zverev einer wieder zur Seite: Boris Becker, der Kyrgios umgehend als "Ratte" beschimpfte. Schafft es Zverev in den nächsten Tagen und Wochen mit seinem populären Fürsprecher aus dem dunklen Tal der negativen Berichterstattung heraus, direkt in die Herzen der deutschen Fans? Zumindest sollte man ein dickes Fragezeichen dahinter machen...