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Waldbrände auf Rhodos: Mutige Dorfbewohner kämpfen gegen die Flammen

Reisekonzern TUI stoppt die Flüge auf Rhodos!

Vieh und Wildtiere sind den Flammen schutzlos ausgeliefert

Ihre Mittel: einfach. Ihr Durchhaltevermögen: unbezahlbar. Die Gefahr, der sie sich aussetzen: gewaltig! Ungebändigt toben auf der griechischen Insel Rhodos die verheerenden Waldbrände weiter. Immer wieder flammen an verschiedenen Teilen, insbesondere im Südosten des Landes, neue Flammenherde auf. Die griechischen Feuerwehrleute sind im Dauereinsatz, doch kommen längst nicht hinterher.

Private Retter kämpfen gegen die Flammen

Wo ihre Hilfe nicht schnell genug hingelangt, kommt es auf private Retter an: Dorfbewohner, die über Nacht zu Brandbekämpfern werden. Einige bereits erfahren, einige sehr jung. Teilweise haben sie selbst schon Land an die Flammen verloren, wollen andere vor demselben Leid bewahren.

Die Dorfbewohner an vorderster Front

Sie haben die BILD-Reporter mit an die vorderste Feuerfront genommen. Das Wasser rinnt dem Helfer das Gesicht herunter, hinter ihm scheint die Sonne feuerrot: Manche sind seit Tagen im Einsatz gegen die Flammen. Sie geben alles, damit ihre geliebte Heimat nicht weiter abbrennt.

Mit einfachsten Mitteln gegen die Flammen

Die Reise beginnt, wo die Straße aufhört. Hier an einer Waldfläche, unweit der 7500-Seelengemeinde Archangelos. Die Sonne knallt mit 40 Grad vom Himmel, dichte Rauchschwaden verdunkeln aber ihre Strahlen. Die Luft riecht gefährlich verbrannt, noch weit und breit keine Spur von der Berufsfeuerwehr. An einem Punkt, wo die asphaltierte Straße endet, haben sich rund 50 Männer mit ihren Pickups, Geländewagen und Quads versammelt. Wer eine große Ladefläche hat, karrt 1000-Liter-Wassertanks mit. Die Situation scheint unkontrolliert, bis Filimonas (46) in seiner Kampfbekleidung und seiner auffälligen roten Kappe seinen Freunden zuruft: „Wie haben keine Zeit. Wartet nicht.“

Die Dorfbewohner kämpfen selbst gegen die Flammen

Mit einfachsten Mitteln versuchen die Dorfbewohner, ihren Wald vor den Flammen zu schützen: die Männer in der Mitte kämpfen mit abgebrochenen Ästen, die Männer außen schlagen mit Hacken Schneisen. Die Truppe koordiniert sich: Filimonas (rote Kappe) macht gerade die Ansage.

Mutige Männer im Einsatz gegen die Flammen

Plötzlich springen die PS-starken Motoren an: Wieder ist ein Feuer ausgebrochen, das ihren Dörfern zu nahe kommt. In einer Karawanne geht es über einen Steinweg an den Hang. Die Männer quetschen sich in die Autos und auf den beengten Laderaum, haben Stofftücher um den Hals, die sie vor dem giftigen Rauch schützen sollen. Einige tragen Schaufeln und Hacken – damit Schneisen geschlagen werden können. Einige haben nur blättrige Äste dabei, mit denen sie auf die Flammen einschlagen.

Freiwillige Helfer im Einsatz

Mike lebt in einem der Dörfer im Umfeld, ist Biologe. „Die Flammen drohen, auf das nächste Dorf überzugreifen. Von der Regierung kommt nicht genug Unterstützung. Es besteht der Bedarf an Hilfe. Deshalb bin ich hier“, erklärt Mike (28), normalerweise Biologe. Sein Cousin und sein Vater sind auch dabei. „Das ist die Liebe zum Land“, erklärt er. Während der Ascheregen vom Himmel fällt und Schläuche ausgelegt werden, klettert eine Gruppe bereits gefährlich nah an die Flammen. Staubtrockene Böschungen sind wie Zunder für das Feuer. Hastig schlagen sie drauf ein.

Die Bedeutung der Freiwilligen

Mike zu BILD: „Wir müssen mit unseren eigenen Mitteln helfen. Einer bringt Arbeitsmaschinen, der andere Wassertanks und Schläuche. Wir konnten aber nur zwei Pumpen auftreiben. Jeder wie er kann.“ Mit Gartenutensilien gegen die Naturgewalt.

Die Herausforderung für die Feuerwehr

Während sich ein Flammen-Inferno durch Rhodos frisst, suchen Behörden einen Brandstifter. Neue Schock-Nachrichten aus Griechenland! Jetzt brennt es auch auf Korfu. Während das eine Feuer rasch unter Kontrolle gebracht wird, lodert es 30 Meter weiter schon wieder. Die Augen der Dorfbewohner sind rot angelaufen, sie atmen schwer. Trotzdem klettern sie den Hang noch weiter hoch. Bis sie feststellen müssen, dass die neue Stelle größer und aggressiver um sich schlägt. „Rückzug!“, ruft ein Mann mit langem, grauweißem Bart. Seine Freunde nennen ihn Pablo (56) und hören auf ihn – größtenteils.

Die Rolle der Einsatzleitung

Pablo arbeitet normalerweise als Fotograf, im Moment ist er provisorisch Einsatzleiter. Die Verzweiflung ist ihm ins Gesicht geschrieben: ein freiwilliger Brandbekämpfer. Er und Filimonas scheinen eine Art Einsatzleitung zu geben. Biologe Mike erklärt: „Hier gibt es keine Rangordnung. Manch einer hat aber einfach bessere Führungsqualitäten in sich.“ Pablo fasst die Situation zusammen: „Das Problem ist, dass die Helikopter nicht zur Unterstützung kommen. Es gibt an zu vielen Stellen, zu viele Feuer. Der Luftraum ist eng. Sie fürchten sich vor Unfällen.“

Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr

Zum Glück: Eine Kolonne der Berufsfeuerwehr hat gerade Kapazitäten. Sie Profis haben erfahren, dass die Dorfbewohner mit ihren begrenzten Mitteln die neue Stelle nicht schnell genug löschen können. Sie werden von der Freiwilligentruppe eingewiesen. Jetzt kommen die richtigen Wasserschläuche zum Einsatz. Ohne die Freiwilligen geht trotzdem nichts. Denn jedes Feuerwehrauto kommt mit maximal einem Fahrer. Die Schläuche werden von den Dorfbewohnern verlegt und angeschlossen. Das Löschwasser stammt aus ihren Tanks. Mit vereinten Kräften steigt aber schnell da, wo gerade noch ein großes Feuer brannte, jetzt heißer Wasserdampf hoch.

Ausblick auf weitere Einsätze

Fürs Erste ist das Feuer unter Kontrolle. Zeit für ein Resümee: „Seit drei Tagen bin ich durchgehend im Einsatz. Nachts schlafe ich maximal zwei Stunden“, erklärt ein Mann. „Wir benötigen mehr Unterstützung von der EU“, sagt ein anderer. Fotis (40) und Constantinos (44), die beide dem zivilen Katastrophenschutz angehören, sind da dankbarer, erklären: „Unsere Organisation wird mit EU-Mitteln finanziert. Es ist eine so große Feuer-Katastrophe, wie wir sie noch nie gesehen haben. Natürlich hakt es da an manchen Stellen.“ Die Freiwilligentruppe zieht ab. Fürs Erste. Die Feuerwehr warnt immer wieder: Die Waldbrandgefahr ist im Südosten der Insel wegen starker Winde auch am Montag und Dienstag groß. Auf die Männer vom Dorf warten bereits die nächsten Einsätze.