In der Türkei haben nach der historischen Stichwahl zwischen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan und seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu am Sonntagnachmittag die Wahllokale geschlossen. Landesweit konnten die Menschen bis 17.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MESZ) zu den Urnen gehen. Die ersten Ergebnisse seien für den frühen Abend zu erwarten, erklärten Vertreter von Erdogans islamisch-konservativer Regierungspartei AKP. Landesweit waren 60 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen.
Beide Kandidaten hatten ihre Anhänger aufgerufen, die Wahlurnen bis zum Vorliegen der endgültigen Ergebnisse gut im Auge zu behalten. "Jetzt ist es an der Zeit, den Willen unserer Nation bis zum letzten Moment zu schützen", erklärte Erdogan unmittelbar nach der Schließung der Wahllokale im Onlinedienst Twitter.
Erdogan hatte am Mittag in Istanbul seine Stimme abgegeben. "Kein Land der Welt hat eine Wahlbeteiligung von 90 Prozent - die Türkei hat sie fast erreicht", sagte der Präsident und forderte die Menge vor dem Wahllokal auf, "zur Wahl zu gehen und nicht zu schwächeln". Im ersten Wahlgang am 14. Mai hatte die Wahlbeteiligung 87 Prozent betragen.
Fast zeitgleich füllte Kilicdaroglu in Ankara seinen Stimmzettel aus. Er rief seine Landsleute dazu auf, "für echte Demokratie und Freiheit in diesem Land zu stimmen" und "die autoritäre Regierung loszuwerden".
Im ersten Wahldurchgang hatte keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Anders als in Umfragen vorhergesagt lag Erdogan knapp fünf Prozentpunkte vor Kilicdaroglu und verfehlte die absolute Mehrheit nur knapp. Umfragen vor der ersten Wahlrunde hatten den sozialdemokratischen Oppositionschef vorn gesehen. In die Stichwahl zog Erdogan dann als klarer Favorit.
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