In Ecuador haben nach der ersten Runde des Präsidentschaftswahl die Wahllokale geschlossen. Die Wählerinnen und Wähler konnten bis 17.00 Uhr (Ortszeit, 00.00 Uhr MESZ) ihre Stimme abgeben. Nach dem tödlichen Attentat auf einen Kandidaten im Wahlkampf waren überall im Land Soldaten im Einsatz, um den Urnengang abzusichern. Mit ersten Ergebnissen der Wahl wurde in der Nacht zum Montag gerechnet.
Die Vorsitzende der Wahlbehörde (CNE), Diana Atamaint, räumte am Sonntag Probleme bei Stimmabgabe aus dem Ausland per Internet ein. Die "Die Schwierigkeiten wurden überwunden", fügte sie jedoch ohne Angabe weiterer Details hinzu.
Für einen Sieg in der ersten Runde muss ein Präsidentschaftskandidat über 40 Prozent der Stimmen verfügen oder zehn Prozentpunkte vor dem nächstnachfolgenden Konkurrenten liegen. Eine mögliche zweite Wahlrunde würde am 15. Oktober stattfinden. Am Sonntag wurden außerdem die Mitglieder des 137 Sitze starken Parlaments gewählt. Zudem wurden in zwei Volksabstimmungen über Ölbohrungen im Amazonas und den Bergbau im Waldgebiet Chocó Andino abgestimmt.
Alle acht Bewerber für das Amt des Staatschefs warben mit Versprechen für sich, gegen die organisierte Kriminalität vorzugehen, und traten im Wahlkampf teils in kugelsicheren Westen auf. Gleich mehrere politische Morde kennzeichneten die Zeit unmittelbar vor der ersten Wahlrunde. Nur elf Tage zuvor war der aussichtsreiche Zentrist Fernando Villavicencio nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Nur Stunden vor dem Votum erklärte der Ersatzkandidat von Villavicencios Construye-Partei, Todesdrohungen in den Onlinenetzwerken erhalten zu haben.
Im Jahr 2022 gab es in Ecuador 26 Mordfälle pro 100.000 Einwohner. Damit hat das Land Mexiko, Kolumbien und Brasilien überholt. Am späten Freitagabend überlebte der Bürgermeister der Küstenstadt La Libertad im Westen Ecuadors nach eigenen Angaben einen Mordanschlag. Am Montag davor erschossen Unbekannte im Norden des Landes einen Lokalpolitiker der Partei Bürgerrevolution des linksgerichteten ehemaligen Präsidenten Rafael Correa.
Vor dem Mord an Villavicencio hatte die Linkspolitikerin Luisa González die Umfragen angeführt, doch nach Einschätzung von Politikwissenschaftlern könnte der Anschlag das Rennen um die Präsidentschaft auf den Kopf gestellt haben. Demnach profitierte der rechtsgerichtete Kandidat und Geschäftsmann Jan Topic bisher am meisten.
Der frühere Fremdenlegionär mit dem Spitznamen "Rambo" ist ein Hardliner in Sicherheitsfragen und verspricht kompromissloses Vorgehen gegen kriminelle Gangs und den Bau von mehr Gefängnissen. Der rechtsgerichtete frühere Vizepräsident Otto Sonnenholzner und der indigene linksgerichtete Anwalt Yaku Perez treten ebenfalls bei der Wahl an.
bfi