Im Konflikt um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach hat sich die am Samstag vereinbarte Waffenruhe erneut als brüchig erwiesen. Armenien und Aserbaidschan warfen sich in der Nacht zu Sonntag gegenseitig Verstöße gegen die nur wenige Stunden alte Feuerpause vor. "Der Feind" habe Artilleriegeschosse und Raketen abgefeuert, teilte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums im Online-Dienst Twitter mit.
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium in Baku warf wiederum den armenischen Streitkräften einen "groben Verstoß" gegen die Vereinbarung vor. Das Ministerium berichtete von Artilleriebeschuss und Angriffen entlang der Grenze.
Die beiden Konfliktparteien hatten sich erst am Samstagabend auf eine "humanitäre Waffenruhe" geeinigt. Diese sollte ab Mitternacht gelten. Bereits seit der vergangenen Woche ist eine Waffenruhe in Kraft, die Gefechte hielten aber dennoch an.
Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt war Ende September nach einer Phase relativer Ruhe wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Gefechte wurden bereits hunderte Menschen getötet, darunter auch dutzende Zivilisten.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt das Nachbarland Aserbaidschan. Russland unterhält gute Beziehungen zu beiden Seiten, gilt aber als die militärische Schutzmacht Armeniens.
by Bulent Kilic