Am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem südlichen Gazastreifen haben nach Angaben von Augenzeugen Reparaturarbeiten begonnen, um die von Washington und Kairo angekündigte Passage von Hilfslieferungen zu ermöglichen. Ägypter behoben am Donnerstag Schäden, die durch israelische Luftangriffe verursacht worden waren, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP schilderten. Erste Hilfslieferungen dürften den Grenzübergang daher wahrscheinlich nicht vor Freitag passieren können.
Seit Tagen würden "150 Lastwagen in Rafah warten", sagten die Augenzeugen. Die Lkw haben Hilfslieferungen für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen geladen. Sie stammen aus Ägypten oder wurden von anderen Staaten zum Flughafen al-Arisch geflogen, der Hauptstadt der ägyptischen Provinz Nord-Sinai, rund 40 Kilometer von Rafah entfernt.
Den Augenzeugen zufolge brachten Arbeiter seit Mittwoch Baumaterial in den Grenzübergang. Humanitäre Helfer sorgen sich unterdessen um den Zustand verderblicher Lebensmittel, die für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen gedacht sind.
Unmittelbar nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober hatte die israelische Regierung die vollständige Abriegelung des Gazastreifens angeordnet. Die Menschen in dem Palästinensergebiet sind seitdem von der Versorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln, Strom und Treibstoff abgeschnitten. Israel kündigte an, den Gazastreifen so lange abzuriegeln, bis alle von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln freigelassen werden.
US-Präsident Joe Biden und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi verständigten sich am Mittwoch auf eine dauerhafte Lieferung von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah. Zuvor hatte Israel auf Ersuchen Bidens den Lieferungen zugestimmt.
Biden, der am Mittwoch nach Israel gereist war, erhielt nach eigenen Angaben die Zusage des ägyptischen Präsidenten, dass zunächst "bis zu 20 Lastwagen" den Grenzübergang Rafah passieren dürften. Erste Hilfslieferungen werden wegen der Reparaturarbeiten allerdings wahrscheinlich nicht vor Freitag im Gazastreifen ankommen.
Nach Einschätzungen der Vereinten Nationen sind bislang rund eine Million der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens in den Süden des Palästinensergebiets geflohen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer humanitären Katastrophe.
Nach Angaben des Außenministeriums in Kairo wird UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag in Ägypten erwartet. Er hatte seit Tagen ein Ende der Belagerung gefordert, um eine Einfuhr von Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten in den Gazastreifen zu ermöglichen. Rafah ist der einzige Grenzübergang zu dem Palästinensergebiet, der nicht von Israel kontrolliert wird.
Israelischen Behördenvertretern zufolge sollen nur "Lebensmittel, Wasser und Medikamente" in den südlichen Gazastreifen gelassen werden, aber kein Treibstoff, der für Generatoren etwa in Krankenhäusern benötigt wird.
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